Klinische Neurophysiologie 2009; 40 - P312
DOI: 10.1055/s-0029-1216171

Korrelation von interiktalen and iktalen EEG-Befunden mit definierten Läsionen bei therapierefraktären Epilepsiepatienten

J Rémi 1, J Heinlin 1, A De Marinis 1, S Noachtar 1
  • 1München; Santiago, CL

Fragestellung: Patienten mit therapierefraktären fokalen Epilepsien sollten für eine chirurgische Behandlung evaluiert werden. Die Indikation für eine chirurgische Behandlung ist am leichtesten zu stellen, wenn die lokalisierenden Befunde aus dem EEG-Video-Monitoring mit den pathologischen Befunden in der Bildgebung kongruent sind.

Wir haben das Auftreten und die Lokalisierung von interiktalen und iktalen EEG Potentialen bei Patienten mit läsionellen fokalen Epilepsien untersucht.

Methoden: Die Daten von 467 Patienten unserer Epilepsie-Monitoring-Einheit, bei denen MRT gesicherten Läsionen und fokalen Epilepsien vorlagen, wurden evaluiert. Die Patienten hatten temporale (n=311; 66,6%), frontale (n=73; 15,6%), parieto-occipitale (n=43; 9,2%) and zentrale Läsionen (n=30; 6,4%). 2,1% der Patienten hatten Läsionen die mehr als 2 Lappen oder den Hypothalamus betrafen.

Ergebnisse: Patienten mit zentralen (46,7%) und frontalen Läsionen (17,8%) hatten öfter keine interiktalen epilepsietypischen Potentiale als Patienten mit temporalen (4,2%) oder parieto-occipitalen Läsionen (7,0%)(jeweils p<0,01). Interiktale epilepsietypischen Potentiale (ETP) wurden ausschließlich im läsionellen Lappen bei 45,6% der temporalen, 31,3% der zentralen, 25% der frontalen und nur 5% der parietooccipitalen Läsionen (p<0,01) gefunden.

Ein Beginn des Anfallsmusters im läsionellen Lappen trat häufiger bei temporalen (58%), frontalen (43,8%) und zentralen (42,1%) als bei parieto-occpitalen Läsionen auf (28,9%) (jeweils p<0,05).

Nur bei Patienten mit temporalen Läsionen war das Auftreten von ETP und Anfallsmustern von der Ätiologie der Läsion abhängig. Patienten mit einem Kavernom hatten signifikant häufiger ETPs nur im läsionellen Lappen als Patienten mit Hippocampussklerose (p=0,011), infektiöser Ätiologie (p=0,006) oder unspezifischer Gliose (p=0,001).

Schlussfolgerung: Zusammengefasst unterscheiden sich bei Patienten mit klar definierten Läsionen das Auftreten und die Lokalisierung von iktalen und interiktalen epilepsietypischen EEG Veränderungen je nach betroffenem Hirnlappen. Bei temporalen Läsionen ist die Kongruenz der EEG Veränderungen mit der Lokalisation der Läsion am höchsten und bei parietoocciptalen Läsionen ist die Kongruenz am geringsten. Nur bei Temporallappenläsionen hat die Art der Läsion einen Einfluss auf die Spezifität der EEG-Veränderungen. Diese Ergebnisse sind wichtig für die Bewertung von EEG-Veränderungen in der prächirurgischen Evaluation von Epilepsiepatienten.