Klinische Neurophysiologie 2009; 40 - A161
DOI: 10.1055/s-0029-1216139

Motorik und Kognition: Bedeutung der Analyse von Haltung und Gang in der Geriatrie

C Becker 1
  • 1Stuttgart

Einschränkungen der posturalen Kontrolle und des Gangbilds gehören zu den häufigsten Problemen älterer Menschen. Sie sind von zentraler Bedeutung bei der Alltagsbewältigung und ein wichtiger Risikofaktor für Überlebenszeit mit Behinderungen. Eine Herausforderung bei der Analyse von Haltungs- und Lokomotionsstörungen ist die Multimorbidität geriatrischer Patienten. Es ist dabei wichtig, neben den diagnosebezogenen Parametern auch funktionelle Kapazitätsmessungen vorzunehmen. Dabei kommen neben Fragenbögen und klinisch-funktionellen Messungen zunehmend auch apparative Verfahren wie die Ganganalyse, Transferanalyse und statischen und dynamische Posturografie zum Einsatz (Bsp. Gaitritematte, Power Chair, Good Balance). Eine wichtige Erweiterung ist Analyse unter Multitaskingtestung. Dies kann durch die Verbindung von kognitiv-motorischen Leistungen erfolgen. Zunehmend werden auch motorische Kombinationsleistungen oder emotional-motorische Leistungen zur Analyse eingesetzt. In den letzten zwei bis drei Jahren gewinnt die Langzeitaktivitätsmessung an Bedeutung (Bsp. Step Activity Monitoring, Activpal, Minimod, Physilog). Dabei können über mehrere Tage Bewegungsmessungen erfolgen, um Bewegungsanalysen außerhalb des Laborsettings zu ermöglichen. Gegenwärtig werden die neuen Testverfahren überwiegend in wissenschaftlichen Studien und akademischen Settings angewandt. Es bieten sich aber bereits jetzt erste Einsatzmöglichkeiten im klinischen Bereich an.

Der Beitrag plant eine systematische Bewertung der Verfahren bei geriatrischen Patienten. Neben den Einsatzmöglichkeiten werden die gegenwärtigen Grenzen und zukünftigen Optionen betrachtet.