Endoskopie heute 2009; 22 - P37
DOI: 10.1055/s-0029-1216025

Kaliumpermanganatingestion bei einem Kind – mehr als die Indexendoskopie?

M Schmitt 1, M Wisbauer 2, D Häussinger 1
  • 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Germany
  • 2 Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Kinderkardiologie und Pneumologie, Düsseldorf, Germany

Fragestellung: Ist das endoskopische Bild ein guter Prädiktor für Schwere und Ausmaß einer Kaliumpermanganatingestion beim Kind?

Fallbericht: Ein zweieinhalb Jahre alter Junge hatte als Badezusatz verwendetes Kaliumpermanganatgranulat in unbekannter Dosis akzidentell eingenommen (maximal 10g) und nach Ingestion mehrfach erbrochen. Der erstversorgende Notarzt sah stabile Kreislaufverhältnisse und eine schwarz belegte Zunge.

Methodik: Das Kind wurde am Tag der Ingestion sofort nach Klinikaufnahme einer Notfallösophagogastroduodenoskopie In Narkose zugeführt, nach 3 Tagen und weiteren 6 Wochen wurde jeweils in Intubationsnarkose eine Kontrollösophagogastroduodenoskopie durchgeführt.

Ergebnis: In der Initialendoskopie fand sich ein Hypopharynxödem, eine schwarz belegte Mund- und Rachenschleimhaut, im Ösophagus und Magen (bis auf die Fornix) fest anhaftende schwarze Beläge, im Magen zusätzlich einzelne, oberflächliche Nekrosen, keine Perforatioshinweise; das Duodenum war nicht betroffen. Somit Verätzungen bis maximal Grad III. Therapeutisch-endoskopisch wurde mit Kochsalzlösung und Vitamin C gespült.

Sowohl die Klinik in den folgenden Stunden wie auch nur eine geringe CrP Erhöhung als einzig auffälliger Laborparameter waren zum Initialbefund diskrepant. Eine erste Kontrollendoskopie fand daher bereits am dritten Tag statt, um den Befund der Indexendoskopie zu überprüfen: es fand sich eine Ösophagitis mit Verätzungen Grad IIA des oberen Ösophagussphinkters, eine Pangastritis mit betont erosiver Antrumgastritis. Die Beläge und Verfärbungen waren nicht mehr zu sehen, Nekrosen zeigten sich keine mehr. Nach weiteren 6 Wochen zeigte die erneute Kontroll-ÖGD einen Normalbefund, keine Strikturen oder Fibrosierungen.

Schlussfolgerung: Kaliumpermanganatingestionen sind ein Kindernotfall und müssen endoskopisch evaluiert werden. Die genaue Abschätzung des Ausmaßes sowie des Schweregrades der Verätzung sind durch die färbende und schleimhauthaftende Eigenschaften des Kaliumpermanganats erschwert. Eine alleinige Indexendoskopie scheint hierfür nicht ausreichend, Kontrollendoskopien sind – auch bei untersuchungsaufwendigeren – Kindern zur Prognoseabschätzung angezeigt.