Endoskopie heute 2009; 22 - P24
DOI: 10.1055/s-0029-1216012

Nutzen einer präinterventionellen antimikrobiellen Prophylaxe bei transgastrischen Interventionen (NOTES) im Schweinemodell

S Vetter 1, A Eickhoff 1, G Kähler 2, J Riemann 1, R Jakobs 1
  • 1Klinikum Ludwigshafen, Med. Klinik C, Ludwigshafen, Germany
  • 2Universitätsklinikum Mannheim, Sektion Chirurgische Endoskopie, Chirurgische Klinik, Mannheim, Germany

Einleitung: NOTES (Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery) stellt eine neue Technik in der interventionellen Endoskopie dar, die intraabdominelle Eingriffe mit flexiblen Endoskopen über natürliche Körperöffnungen ermöglicht. Es ist bislang unklar, inwieweit bei transgastrischen Interventionen die technisch bedingte Keimverschleppung aus dem oberen Verdauungstrakt in die Peritonealhöhle relevante Infektionen verursacht. Wir untersuchten deshalb den Nutzen einer präinterventionellen antimikrobiellen Prophylaxe beim transgastrischen Zugang im Tiermodell.

Methodik: 16 Schweine wurden vor Durchführung einer transgastrischen Intervention in eine von 2 Untersuchungsgruppen randomisiert. Die Therapiegruppe erhielt vor Untersuchungsbeginn eine Therapie mit Esomeprazol, eine orale/gastrale Lavage mit Chlorhexidin und anschließendes Spülen mit steriler NaCl-Lösung, zudem eine Antibiose mit Cefuroxim und Metronidazol. In der Kontrollgruppe wurde lediglich eine Lavage mit steriler NaCl-Lösung durchgeführt. Anschließend wurde ein transgastrischer Zugang in PEG-Technik etabliert. Am Ende des Eingriffes (Eingriffsdauer: 2h) wurden Biopsien sowie Abstriche vom Peritoneum entnommen. Im Rahmen der Verlaufsbeobachtung wurden klinische Daten der Tiere erhoben. Am 12. postinterventionellen Tag wurde nach Tötung der Tiere eine Inspektion des Abdomens, Biopsien des Peritoneums sowie mikrobiolog. Abstriche vom Peritoneum und eine Kultivierung der peritonealen Lavage durchgeführt.

Ergebnisse: Direkt postinterventionell zeigten in der Therapiegruppe weniger Abstriche einen Bakteriennachweis, die Bakterienlast war signifikant niedriger. Die Ergebnisse 12 Tage postinterventionell zeigten keinen Unterschied hinsichtlich des Überlebens der Tiere in beiden Gruppen, Nahrungsaufnahme und Verhalten der Tiere waren in der Therapiegruppe jedoch physiologischer, die Entzündungswerte niedriger. Die mikrobiolog. Diagnostik zeigte bei den Tieren der Therapiegruppe eine geringere bakterielle Belastung. Die bioptischen Ergebnisse wiesen auch auf eine geringere Zahl an Peritonitiden in dieser Gruppe hin, in der makroskopischen Beurteilung des Peritoneums ergaben sich allerdings keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

Diskussion: Eine präinterventionelle Vorbereitung mit der obigen antimikrobiellen Therapie senkt effektiv die bakterielle Belastung des Peritoneums im Rahmen des transgastrischen Eingriffs. Im Vergleich zu einer Vorbereitung nur mit steriler Lavage ist die Rate peritonealer Infektionen geringer. Klinisch evidente Peritonitiden wurden jedoch in beiden Gruppen kaum gesehen. Auch wenn die maximale antimikrobielle Therapie die Rate peritonealer Infektionen effektiv senkt, sind weitere Studien zur Bewertung der klinischen Bedeutung notwendig.