Einleitung: Die Ösophagusperforation ist ein akutes, lebensbedrohliches Krankheitsbild mit einer
hohen Letalitäts- und Komplikationsrate, welches ein differenziertes diagnostisches
und therapeutisches Prozedere erfordert.
Methoden und Patienten: Unizentrisch-retrospektive Analyse von 56 Patienten (72% Männer) mit iatrogenen,
spontanen und fremdkörperassoziierten Ösophagusperforationen (17xBoerhaave, 28xendoskopisch-iatrogen,
6xOP, 5xFremdkörper-Penetration). 26 leichte bzw. 30 schwere Verlaufsformen (OP, Intensivverlauf,
Sepsis etc.). Durchschnittswerte: Alter 61,3 Jahre, ITS-Aufenthalt 8d, KH-Aufenthalt
25d, Nachbeobachtungszeit 722 Tage. Zeitdauer Erstmanifestation → Erstdiagnose 23,6
Std. → Therapie 4,1 Std.
Resultate: Unterteilung in 3 Therapiegruppen:
Gruppe 1 Konservative Therapie (Nahrungskarenz, Sondenernährung, PEG/PEJ, Antibiose,
endoskop. Spülung)
Gruppe 2 Endoskopisch-interventionelle Therapie (29xStents/24 Pat., 2xClip, zusätzl.
Drainagen mgl., Antibiose etc.)
Gruppe 3 Operative Therapie (Ösophagus-Übernähung oder -resektion; Fundoplikatio;
zusätzlich Spüldrainagen etc.).
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Gruppe 1
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Gruppe 2
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Gruppe 3
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Leichte Verlaufsform
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95%
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31%
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0%
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Schwere Verlaufsform
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5%
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69%
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100%
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Komplikationsfreier Verlauf
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76%
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38%
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10%
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Prolongierter Intensivverlauf
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14%
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42%
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50%
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Pulmonale Komplikationen
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5%
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11%
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30%
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Mediastinitis/Peritonitis
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5%
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23%
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40%
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Mortalität
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0%
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4% (ARDS)
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30%
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Heilung ohne Residuen
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46%
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44%
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20%
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Ergebnisse nach endoskopischer Stentimplantation (29 Stents bei 24 Patienten): 12,5%
frühzeitige Stent-Dislokationen, Stents median 26 Tage in situ (1–730 Tage), in 8
Fällen Stents max. 2 Wochen in situ, 17% Stent-Coating-Defekte im (Langzeit-)Verlauf,
bei 22 Patienten Stent entfernt (92%), davon bei 21/22 Pat. Ruptur verheilt (95%)
bzw.1x Persistenz; in 2 Fällen (8%) Stents dauerhaft belassen, davon in einem Fall
dilatationspflichtige Stenteingangsstenose
Schlussfolgerung: Minimal-invasive endoskopische und interventionelle Techniken sind sowohl in der
Frühphase (<12 Std.) wie auch bei verzögert diagnostizierten Befunden (>24h)
zur suffizienten Therapie von Ösophagusperforationen geeignet. Bei zusätzlichen Hinweisen
für einen mediastinalen Verhalt sollte ohne Zeitverlust drainiert werden.