Endoskopie heute 2009; 22 - P21
DOI: 10.1055/s-0029-1216009

Langzeitergebnisse nach operativer, endoskopisch-interventioneller und konservativer Therapie der Ösophagusperforation

K Katz 1, D Stüker 1, A Kirschniak 1, F Traub 1, M Küper 1, KE Grund 1, F Granderath 1, B Brücher 1, A Königsrainer 1, T Kratt 1
  • 1Universitätsklinik Tübingen, Allgemeinchirurgie, Tübingen, Germany

Einleitung: Die Ösophagusperforation ist ein akutes, lebensbedrohliches Krankheitsbild mit einer hohen Letalitäts- und Komplikationsrate, welches ein differenziertes diagnostisches und therapeutisches Prozedere erfordert.

Methoden und Patienten: Unizentrisch-retrospektive Analyse von 56 Patienten (72% Männer) mit iatrogenen, spontanen und fremdkörperassoziierten Ösophagusperforationen (17xBoerhaave, 28xendoskopisch-iatrogen, 6xOP, 5xFremdkörper-Penetration). 26 leichte bzw. 30 schwere Verlaufsformen (OP, Intensivverlauf, Sepsis etc.). Durchschnittswerte: Alter 61,3 Jahre, ITS-Aufenthalt 8d, KH-Aufenthalt 25d, Nachbeobachtungszeit 722 Tage. Zeitdauer Erstmanifestation → Erstdiagnose 23,6 Std. → Therapie 4,1 Std.

Resultate: Unterteilung in 3 Therapiegruppen:

Gruppe 1 Konservative Therapie (Nahrungskarenz, Sondenernährung, PEG/PEJ, Antibiose, endoskop. Spülung)

Gruppe 2 Endoskopisch-interventionelle Therapie (29xStents/24 Pat., 2xClip, zusätzl. Drainagen mgl., Antibiose etc.)

Gruppe 3 Operative Therapie (Ösophagus-Übernähung oder -resektion; Fundoplikatio; zusätzlich Spüldrainagen etc.).

Gruppe 1

Gruppe 2

Gruppe 3

Leichte Verlaufsform

95%

31%

0%

Schwere Verlaufsform

5%

69%

100%

Komplikationsfreier Verlauf

76%

38%

10%

Prolongierter Intensivverlauf

14%

42%

50%

Pulmonale Komplikationen

5%

11%

30%

Mediastinitis/Peritonitis

5%

23%

40%

Mortalität

0%

4% (ARDS)

30%

Heilung ohne Residuen

46%

44%

20%

Ergebnisse nach endoskopischer Stentimplantation (29 Stents bei 24 Patienten): 12,5% frühzeitige Stent-Dislokationen, Stents median 26 Tage in situ (1–730 Tage), in 8 Fällen Stents max. 2 Wochen in situ, 17% Stent-Coating-Defekte im (Langzeit-)Verlauf, bei 22 Patienten Stent entfernt (92%), davon bei 21/22 Pat. Ruptur verheilt (95%) bzw.1x Persistenz; in 2 Fällen (8%) Stents dauerhaft belassen, davon in einem Fall dilatationspflichtige Stenteingangsstenose

Schlussfolgerung: Minimal-invasive endoskopische und interventionelle Techniken sind sowohl in der Frühphase (<12 Std.) wie auch bei verzögert diagnostizierten Befunden (>24h) zur suffizienten Therapie von Ösophagusperforationen geeignet. Bei zusätzlichen Hinweisen für einen mediastinalen Verhalt sollte ohne Zeitverlust drainiert werden.