Endoskopie heute 2009; 22 - P7
DOI: 10.1055/s-0029-1215995

Transarterielle Chemoembolisation als „bridging“-Therapie bei hepatozellulärem Karzinom – retrospektive Ergebnisse bei 52 Patienten

HS Heinzow 1, T Meister 1, C Berssenbrügge 1, M Köhler 2, D Nass 1, H Ullerich 1, W Domschke 1, D Domagk 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Medizinische Poliklinik B, Münster, Germany
  • 2Universitätsklinikum Münster, Institut für klinische Radiologie, Münster, Germany

Hintergrund: Die Therapiemöglichkeiten des hepatozellulären Karzinoms (HCC) sind eingeschränkt. Die transarterielle Chemoembolisation (TACE) ist ein gut etabliertes Therapieverfahren bei Patienten mit hepatozellulärem Karzinom. Diese Therapie hat sich sowohl für Patienten mit lokalem HCC als „Bridging“-Konzept vor einer geplanten Lebertransplantation (LTX) als auch als palliatives Verfahren bei lokal fortgeschrittenem HCC etabliert.

Methoden und Patienten: In einer retrospektiven Studie wurden insgesamt 56 Patienten (mittleres Alter 60±6.8 Jahre) mit histologisch gesichertem HCC analysiert, die zur Lebertransplantation gelistet wurden. 26 Patienten erhielten eine TACE. Als Chemotherapeutikum wurde eine Mischung aus Doxorubicin, Cisplatin und Lipiodol verwendet. 26 Patienten wurden ohne TACE lebertransplantiert. Alle Patienten wurden nach der Okuda-Klassifikation in Subgruppen unterteilt. Die medianen Überlebenszeiten wurden mit Kaplan-Meier-Kurven in Abhängigkeit des Tumorstadiums, nach CHILD und des Tumoransprechens ermittelt. Mittels Log rank Test wurde auf statistische Signifikanz getestet.

Ergebnisse: Es zeigten sich keine signfikanten Unterschiede bezüglich Alter, CHILD-Klassifikation oder zugrunde liegende Grunderkrankung. In der TACE-Gruppe wurden allerdings signifikant mehr Patienten im Okuda-I-Stadium eingeschlossen im Vergleich zur Nicht-TACE-Gruppe. Kein signifikanter Unterschied zeigte sich in Bezug auf das Gesamtüberleben der beiden Gruppen (p=0.78). Die Subgruppenanalyse mit Vergleich der Okuda-Stadien erbrachte keinen statistisch relevanten Überlebensvorteil für eine der beiden Gruppen. Das krankheitsfreie Überleben nach erfolgter Lebertransplantation war hoch signifikant verlängert, wenn die LTX innerhalb von drei Monaten nach Diagnose des HCC erfolgte. Die Milan-Kriterien hatten tendenziell Einfluss auf das krankheitsfreie Überleben in der Nicht-TACE-Gruppe, obwohl der Unterschied kein Signifikanzniveau erreichte (p=0.08). Diese Tendenz konnte in der TACE-Gruppe nicht gesehen werden (p=0.54). Die Mehrheit der Patienten hatte eine „stable disease“ bis zur Lebertransplantation. Die Gesamt-Tumormasse änderte sich nicht signifikant während der TACE-Therapie, und ein signifikanter Überlebensvorteil in Abhängigkeit von der Tumorgröße konnte nicht beobachtet werden.

Schlussfolgerung: Unsere Daten zeigen, dass die TACE vor LTX keinen signifikanten Überlebensvorteil bringt. Ein signifikanter Überlebensvorteil konnte nur dann beobachtet werden, wenn die LTX innerhalb von drei Monaten erfolgte – unabhängig davon, ob eine TACE durchgeführt wurde oder nicht.