Endoskopie heute 2009; 22 - FV20
DOI: 10.1055/s-0029-1215973

Die Funktionsendoskopie als Index-Endoskopie bei Motilitätsstörungen des Ösophagus -eine effiziente Alternative zur etablierten Diagnostik der Kardiaachalasie?

MJ Melullis 1, HP Bruch 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Chirurgie, Lübeck, Germany

Fragestellung: Die Achalasie ist eine primäre Funktionsstörung der Speiseröhre unbekannter Ätiologie, die bevorzugt zwischen dem 35.-45. Lebensalter auftritt. Die Inzidenz wird in der westlichen Welt mit 0,5–1 pro 100.000 Einwohner, die Prävalenz mit 7,9–12,6 pro 100.000 Einwohner angegeben.

Die starke individuelle Variation der klinischen Symptomatik erschwert eine sichere Diagnosesstellung. Leitsymptome sind die Dysphagie und Regurgitation. Gewichtsabnahme, retrosternaler Schmerz, Sodbrennen und rezidivierender Husten sind weitere Symptome.

Komplikationen einer verspäteten Diagnostik sind der funktionslose Megaösophagus, die Staseösophagitis und eine erhöhte Inzidenz von Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus. Nach Literaturdaten muss bei 2–10% der Patienten mit einer seit 10 Jahren bestehenden Achalasie mit der Karzinomentstehung gerechnet werden. Die Möglichkeit einer endoskopischen Beurteilung der Achalsie wird seit Ende der neunziger Jahre diskutiert. Eine neue kontrollierte Studie erbrachte eine korrekte, endoskopische Diagnose in 96% der Fälle.

Traditionell gilt die Ösophagusmanometrie als Referenzverfahren zur quantitativen Erfassung der ösophagealen Motilitätsststörungen und deren frühen Veränderungen. Da diese Funktionsdignostik in der Breite nicht verfügbar ist und oft nicht berücksichtig wird, führt dies in vielen Fällen zur Verschleppung von Diagnostik und korrekter Therapie.

Es soll gezeigt werden, das die Funktionsendoskopie eine wertige Erweiterung der Funktionsdiagnostik des Ösophagus darstellt und zu einer schnellen und sicheren Diagnose hinführt.

Methodik: Als neues diagnostisches Verfahren wurde in der Chirurgischen Endoskopie die Videoassistierte Pharyngoösophagogastroskopie (Funktionsendoskopie) eingeführt. Ein ultradünnes Fiberoskop der Fa. Storz (Durchmesser 3,5mm, Länge 75cm), eine Kaltlichtquelle, eine endoskopische Kamera, ein DVD – Recorder mit entsprechender Software für eine Bild für Bild – Analyse und ein Bildschirm werden eingesetzt. Die Untersuchung erfolgt am wachen, sitzenden Patient durch einen transnasalen Zugang des Instruments. Nach Schlucken von Wasser – und Kiwiboli erfolgt die Visualisierung des Transits an vorher definierten optischen Fenstern.

Ergebnis: In einem prospektiv analysierten Patientenkollektiv (n=200), welches funktionsendoskopisch und manometrisch untersucht wurde, fanden sich 16 Patienten (8%) mit einer Kardiaachalasie und 1 Patient (0,5%) mit einer Rezidivachalasie. Die Akzeptanz dieser Untersuchung war bei den Patienten annähernd 100%. Relevante Komplikationen wurden nicht beobachtet.

Schlussfolgerung: Die Funktionsendoskopie stellt für wichtige Krankheitsbilder eine wesentliche Säule der Diagnostik und die Basis einer rationalen Therapie dar.