Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2009; 44(3): 164-173
DOI: 10.1055/s-0029-1215546
Fachwissen
Notfallmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hämatologische Veränderungen in der Intensivmedizin – Das erweiterte Blutbild

Laboratory haematological changes in the field of intensive care medicine – the extended differential blood countAndreas Weimann, Karin Weimann, Andreas Lun
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Publication Date:
05 March 2009 (online)

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Zusammenfassung

Das Blutbild zählt zu den am häufigsten angeforderten Analysen und liefert in der Intensivmedizin seither seinen festen Beitrag bei der Beantwortung von Fragen nach Blutverlusten, Thrombozytopenien und dem Nachweis einer Infektion oder Sepsis. Klassischerweise steht dabei die Quantifizierung einzelner Zellpopulationen im Vordergrund, um speziell im Notfall adäquat substituieren zu können. Dieser Beitrag erörtert die Möglichkeiten des erweiterten Automatenblutbildes, das schnell und rund um die Uhr verfügbar, wertvolle Hinweise bei Diagnose und Therapiesteuerung in der Intensivmedizin bieten kann.

Abstract

One of the most frequently ordered tests by intensive care medical staff is the complete (CBC) and differential blood count for diagnosing anemia due to blood loss, characterizing thrombopenic conditions or finding proof for sepsis.

Classically, the clinician relies on the quantification of single cell classes for substitutive therapy especially in ermegency situtations. Here, the authors discuss new possibilities offered by markers of the extended blood count from fully automatized haematology analyzers supplying valuable information for monitoring therapies in intensive care units.

Kernaussagen

  • Das erweiterte Automatenblutbild ist wesentlich präziser und valider als das mikroskopische Blutbild.

  • Aufgrund seiner universellen und preiswerten Verfügbarkeit ist das automatisierte erweiterte Blutbild für Notfall– und Cito–Analytik hervorragend einsetzbar.

  • Das kleine Blutbild ist in seiner Antwortmöglichkeit auf intensivmedizinische Fragestellungen meist zu limitiert und sollte in der Routine durch das erweiterte Blutbild ersetzt werden.

  • Die IPF als neuer qualitativer Marker der Thrombopoese ermöglicht eine schnelle orientierende Abklärung thrombopener Zustände.

  • Ret–Hb und delta–Hb sind neue dynamische Parameter, die nicht nur zur Charakterisierung der Erythropoese, sondern auch zur Früherkennung und Verlaufsbeurteilung von Infektionen beitragen.

  • Zur Unterscheidung von systemischen bakteriellen und viralen Infektionen tragen die Bestimmung der Subpopulationen von HFL und IG sowie der Neutrophilen–Aktivitätsmarker NEUT–Y bei.

  • Die Bestimmung von Erythroblasten im peripheren Blut kann additiv zur Identifizierung von Hochrisikopatienten hinsichtlich Mortalitätsprädiktion erfolgen.

Literaturverzeichnis

Dr. med. Dipl. biochem. Andreas Weimann
Karin Weimann
PD Dr. med. Andreas Lun

Email: andreas.weimann@charite.de

Email: karin.weimann@charite.de

Email: andreas.lun@charite.de