Intensivmedizin up2date 2010; 6(1): 53-66
DOI: 10.1055/s-0029-1215251
Operative Intensivmedizin

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Haut- und Weichgewebsinfektionen auf der Intensivstation

Peter  Kujath, Christian  Eckmann
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Publication Date:
05 January 2010 (online)

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Kernaussagen

Epidemiologie. Die Häufigkeit von Haut- und Weichgewebsinfektionen (HWGI) auf Intensivstationen beträgt 9 %, womit sie nach der Pneumonie (63 %) und abdominellen Infektionen (25 %) die dritthäufigste Sepsisquelle sind.

Die Einteilung der HWGI ist uneinheitlich. Gängige Einteilungen orientieren sich an der Dringlichkeit der Versorgung (Kingston) oder unterscheiden zwischen unkomplizierten und komplizierten HWGI (FDA).

Ätiologie. Ursache ist fast immer eine Hautläsion. HWGI können von einer Vielzahl von Erregern hervorgerufen werden. Die wichtigsten Erreger sind grampositive Bakterien. Für über die Hälfte der Fälle sind Staphylokokken und Streptokokken verantwortlich. Besonders schwere Krankheitsverläufe lassen sich oft nur mit Pathogenitäts- oder Virulenzfaktoren erklären (Adhäsine, Invasine, Aggressine, Impedine, Moduline).

Erkrankungsformen. Wichtige Vertreter der HWGI sind das nekrotisierende Erysipel, die nekrotisierende Fasziitis mit der Sonderform der Fournier-Gangrän, die Mediastinitis, die Myonekrose (Gasbrand), das Toxic-schock-Syndrom sowie polymikrobielle nekrotisierende Mischinfektionen.

Therapie. Die Behandlung muss so früh als möglich eingeleitet werden. Am wichtigsten bei schwerer HWGI ist das exakte und vollständige Débridement und eine sofortige mikrobiologische Diagnostik – besonders bei Gasbrand. Im weiteren Verlauf können Re-Débridements erforderlich werden. Auch eine frühestmögliche Antibiose ist wichtig.

Die Art des Wundverbands (feucht oder trocken) richtet sich nach der Heilungsphase. Der Versorgung von Defekten dienen sekundärer Hautverschluss, Meshgraft-Transplantation, Rotations- oder Verschiebelappen sowie freie Gewebetransplantate.

Literatur

Prof. Dr. P. Kujath

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Campus Lübeck
Klinik für Chirurgie

Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck

Phone: 0451-500-2011

Fax: 0451-500-5116

Email: peter.kujath@chirurgie.uni-luebeck.de