Krankenhaushygiene up2date 2009; 4(2): 105-123
DOI: 10.1055/s-0029-1214769
Hygienemaßnahmen

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Empfehlungen der „Richtlinie” – was mache ich anders?

Teil 2Ines  Kappstein
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Publication Date:
18 June 2009 (online)

Kernaussagen

Empfehlungen zur Infektionsprävention bei operativen Eingriffen

Die 4 Kontaminationsklassen operativer Eingriffe leisten einen Beitrag zur Einschätzung des postoperativen Wundinfektionsrisikos anhand der mikrobiellen Kontamination des Operationsgebietes. Der Operateur nimmt unmittelbar postoperativ die Einstufung vor. Die Wahl der perioperativen Antibiotikaprophylaxe erfolgt abhängig von der Art des Eingriffs nach der vermutlichen Kontamination des Operationsgebietes.

Der Trennung der Personalumkleiden in eine sog. reine und eine unreine Seite liegt ein überholtes Verständnis von der Entstehung postoperativer Wundinfektionen zugrunde.

Im Gegensatz zur Darstellung der KRINKO sagen die CDC, dass es keine Daten gibt, mit denen eine routinemäßige Flächendesinfektion zwischen aufeinanderfolgenden Operationen gestützt wird.

Die Wirksamkeit des präoperativen MRSA-Screenings in Hinsicht auf die Reduktion von MRSA-Übertragungen oder -Infektionen ist entgegen der Darstellung durch die KRINKO nicht durch Studien belegt.

Es gibt keine Belege dafür, dass die OP-Bereichskleidung davor schützt, dass Infektionserreger aus anderen Bereichen der Klinik auf Patienten im OP übertragen werden und dass somit die OP-Bereichskleidung einen Beitrag dazu leistet, das postoperative Wundinfektionsrisiko zu reduzieren.

Empfehlungen zur Händehygiene

Die Händehygiene (vor allem die Händedesinfektion) ist anerkanntermaßen die wichtigste Maßnahme, um Erregerübertragungen zwischen Patienten (wie ebenso zwischen Personal und Patienten) zu verhindern. Die Empfehlungen der KRINKO schöpfen jedoch bei Weitem nicht die Möglichkeiten aus, dieses Thema umfassend und nachvollziehbar darzustellen.

Empfehlungen zur Infektionsprävention in der Zahnheilkunde

Die Darstellungen der KRINKO zur Übertragung von Erregern entsprechen nicht durchgehend der Auffassung über die Übertragungswege in der internationalen Fachliteratur.

Der Text enthält Festlegungen zur Legionellenkonzentration im Leitungswasser (und leitet daraus die Notwendigkeit von Kontrolluntersuchungen ab), die durch entsprechende Daten in der Fachliteratur nicht belegt sind.

Literatur

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Prof. Dr. med. Ines Kappstein

Kreiskliniken Traunstein/Trostberg GmbH

Cuno-Niggl-Straße 3
83278 Traunstein

Email: ines.kappstein@klinikum-traunstein.de

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