Femurschaftfrakturen treten mit einer Inzidenz von ca.
10 : 100 000 pro Jahr auf. Man beobachtet 2
Häufigkeitsgipfel.
Eine konservative Therapie der Femurschaftfraktur ist langwierig,
komplikationsreich und nicht mehr zeitgemäß. Daher werden nahezu
alle Frakturen mittels Marknagelung, Plattenosteosynthese oder externer
Fixation stabilisiert. Standardtherapie der Femurschaftfraktur ist derzeit die
antegrade Marknagelung. Sie kann in aufgebohrter und unaufgebohrter Technik
erfolgen. Beide Verfahren haben spezifische Vor- und Nachteile, die von Fall zu
Fall abgewogen werden müssen.
Die retrograde Nagelung des Femurs ist beispielsweise bei Frakturen
distal des Isthmus, bei einliegenden Implantaten im proximalen Femur oder stark
adipösen Patienten indiziert. Die Biomechanik der
Verriegelungsmarknagelung gewährleistet primär meist eine
belastungsstabile Versorgung.
Die konventionelle offene Plattenosteosynthese geht mit einem
deutlich größeren Weichteiltrauma einher als die Nagelosteosynthese.
Hierdurch besteht eine erhöhte Gefahr für Infektionen und
Heilungsstörungen. Alternativ wird deshalb zunehmend in minimalinvasiver
Technik eine „biologische Osteosynthese” durchgeführt. Dies
beinhaltet eine möglichst indirekte Reposition und eine
überbrückende, „durchgeschobene” Plattenosteosynthese,
ohne die Frakturzone freizulegen. Abgesehen von einfachen Quer- oder
Schrägfrakturen bietet eine winkelstabile Platte bei Frakturen distal des
Schaftisthmus oft eine höhere Stabilität als ein Marknagel. Bei
langen Schräg- oder Spiralfrakturen im proximalen oder im distalen Drittel
des Femurs kann eine Cerclage die Reposition erleichtern und die
Primärstabilität der Osteosynthese erhöhen.
Der Fixateur externe dient vorwiegend der primären
Stabilisation bei polytraumatisierten Patienten. Da die Marknagelung bei
instabilen Patienten embolische Komplikationen der Lunge verursachen kann,
sollte bei diesen Patienten eine zweizeitige Versorgung nach dem Prinzip der
„damage control orthopedics” erfolgen.
Zu den frakturtypischen Komplikationen am Femurschaft zählen
vor allem Rotationsfehlstellungen, Beinlängendifferenzen, verzögerte
Heilungen und Pseudarthrosen.
Die Nachbehandlung richtet sich nach Frakturtyp und
Osteosyntheseverfahren. Eine frühe Mobilisation trägt zu einem guten
funktionellen Ergebnis bei. Der größte Anteil der
Femurschaftfrakturen kann mit den derzeit verfügbaren
Osteosyntheseverfahren bei funktioneller Nachbehandlung zur Ausheilung gebracht
werden, sodass die Prognose gut ist.
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Dr. med. David Dovi-Akue
Ortenau Klinikum Lahr-Ettenheim
Klinik für Unfall-,
Orthopädische und Wirbelsäulenchirurgie
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