Krankenhaushygiene up2date 2009; 4(1): 8
DOI: 10.1055/s-0029-1214453
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Keine Einzelfälle: β-Lactamase-bildende E. coli-Stämme

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Publication Date:
09 March 2009 (online)

Rodríguez-Baño J, Alcalá JC, Cisneros JM et al. Community infections caused by extended-spectrum beta-lactamase-producing Escherichia coli. Arch Intern Med 2008; 168: 1897–1902

Als zunehmende Problemkeime bei ambulant erworbenen Infektionen haben sich β-Lactamase (ESBL)-bildende Escherichia coli- und Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Stämme erwiesen. Die Häufigkeit der ESBL-Bilder, das Risikoprofil der Infizierten und speziell das Ansprechen auf Antibiotika bei Zystitiden wurden nun von Rodriguez-Bario et al. in Spanien untersucht.

In der Multicenterstudie wurden epidemiologische Charakteristika und klinische Relevanz erhoben. Die Inzidenz der Infektionen mit ESBL-bildenden E. coli lag bei 2,2 Fällen pro 100 000 Einwohner und Jahr und schwankte in den 5 verschiedenen Regionen zwischen 1,5 und 3,9. Am häufigsten fanden sich diese Keime in Urinkulturen (92%), weitaus seltener in Blutkulturen (5%), Abszessen (2%) und Peritonealflüssigkeit (1%).

Um die klinische Relevanz zu überprüfen, wurde eine Fall-Kontroll-Studie durchgeführt, in die Daten aus 11 Kliniken in 5 Regionen eingingen. Ziel war einerseits, grundlegende Risikofaktoren zu ermitteln, andererseits die Effizienz von Fosfomycin-Trometamol und Amoxicillin-Clavulansäure bei Infektionen des unteren Harntraktes zu erheben. Den 122 Fällen wurden 244 Kontrollen zugeordnet – ambulante Patienten, bei denen sich keine ESBL-bildenden E. coli nachweisen ließen. Infektionen des unteren Harntraktes machten mit 93% den größten Teil der Fälle aus, 6% der Patienten wiesen eine Bakteriämie auf, jeder Zehnte musste stationär eingewiesen werden.

Die Autoren konnten eine Reihe bekannter Risikofaktoren bestätigen: Alter über 60 Jahre, weibliches Geschlecht, Diabetes mellitus, wiederkehrende Infektionen des unteren Harntraktes, vorausgegangener Einsatz von Fluorchinolonen oder Cefalosporinen. Wenn die Frage nach vorherigem Antibiotikagebrauch präzisiert wurde, erwiesen sich Aminopenicilline als zusätzlicher Risikofaktor.

Die Behandlung von Infektionen, die von ESBL-bildenden E. coli verursacht werden, ist eine Herausforderung: Die Keime sind resistent gegen Penicilline, Cephalosporine (Ausnahme: Cefamycine) und Aztreonam, und häufig resistent gegen Trimethoprim-Sulfamethoxazol und Fluorchinolone, betonen die Autoren. In dieser Untersuchung erwiesen sich 29% zusätzlich als resistent gegen Amoxicillin-Clavulansäure, vermutlich infolge der Selektion durch vorherigen Gebrauch dieser Wirkstoffe. Bei den Patienten mit Zystitiden konnte beim Einsatz von Fosfomycin eine Heilungsrate von 93% erzielt werden; alle Isolate waren empfindlich. Bei Verwendung von Amoxicillin-Clavulansäure lag die Erfolgsrate vergleichbar hoch, wenn die Erreger empfindlich waren (mimimale Hemmkonzentration = 8 µg/ml); sie sank jedoch auf 56%, wenn die Erreger eine intermediäre oder höhere Resistenz aufwiesen.

Fazit: Bei Zystitiden durch ESBL-Bildner ist das therapeutische Arsenal von oralen Wirkstoffen relativ limitiert. Insgesamt befürchten die Autoren in Zukunft erhebliche klinische Probleme, sollte der Resistenzmechanismus bei den E. coli-Stämmen weiter zunehmen.

Dr. Renate Leinmüller, Wiesbaden

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