Klin Padiatr 2009; 221 - A70
DOI: 10.1055/s-0029-1214323

Chirurgische Fremdkörperentfernung als Ultima ratio oder die Nadel im Heuhaufen

N Spychalski 1, PG Weber 1, HP Hümmer 1, B Reingruber 1
  • 1Abteilung für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen

Im Kindesalter ist die Ingestion von Fremdkörpern häufig. Um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden, sollten spitze und schleimhautschädigende Gegenstände zeitgerecht sicher entfernt werden. Die Methoden der Wahl sind je nach Lage des Fremdkörpers die Kontrolle der spontanen Ausscheidung bzw. die Entfernung mittels endoskopischer Verfahren. In seltenen Fällen ist eine chirurgische Intervention notwendig. Dann ist ein minimalinvasives Vorgehen anzustreben.

Fallbericht: Wir berichten von einem 15-jährigen Jungen, der akzidentiell eine Stecknadel verschluckt hatte. Bei der initial durchgeführten Ösophagogastroduodenoskopie konnte die Nadel nicht geborgen werden. Nach Beobachtung über 4 Tage und mehrfacher Defäkation zeigte eine Abdomenübersichtsaufnahme die Nadel im rechten Unterbauch. Bei ausgebliebener Spontanpassage erfolgten weitere endoskopische Bergungsversuche (Koloskopie, Doppelballonenteroskopie über 120cm bis ins Ileum). Die Nadel konnte dabei nicht lokalisiert und geborgen werden. Als ultima ratio wurde nun die Indikation zur explorativen Laparoskopie gestellt. Unter laproskopischer Manipulation und simultaner Durchleuchtung konnte der Fremdkörper in der Appendix vermiformis identifiziert werden. Makroskopisch und histologisch war diese bereits entzündlich verändert. Die Appendix wurde in üblicher Weise reseziert und mit dem darin befindlichen Fremdkörper geborgen. Der weitere Verlauf war unkompliziert.

Zusammenfassung: Bei einer Fremdkörperingestion kommt es meist zu einer problemlosen Spontanpassage. Bei spitzen oder potenziell schädigenden Gegenständen sollte eine endoskopische Bergung aus dem oberen Gastrointestinaltrakt erfolgen. Ist dies nicht möglich, wird eine stationäre Überwachung empfohlen. Bei nachgewiesenem Passagestopp sollte wie unserem Beispiel gezeigt eine rechtzeitige Einbeziehung der Kinderchirurgen erfolgen. Nach genauer Lokalisationsdiagnostik ist das weitere Vorgehen zu planen. Eine minimalinvasive Intervention sollte nach Möglichkeit bevorzugt werden.