Klin Padiatr 2009; 221 - A66
DOI: 10.1055/s-0029-1214319

Akute Myokardinsuffizienz im Rahmen einer Mesalazin-Therapie bei Colitis

S Bosch 1, G Sievers 1, R Germann 1, J Kühr 1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Städtischen Klinikums Karlsruhe, Karlsruhe

Hintergrund: Die 5-Aminosalicylsäure (Mesalazin) gehört im Kindesalter zur Standardtherapie der Colitis ulcerosa. Bei insgesamt guter Verträglichkeit zählen zu den bekannten Nebenwirkungen vorwiegend gastrointestinale Symptome (Diarrhoe, Übelkeit, Abdominalschmerzen), Nierenfunktionsstörungen (interstitielle Nephritis, Niereninsuffizienz), Veränderungen der Leberfunktionsparameter und Veränderungen des Blutbildes. Kardiale Nebenwirkungen wie eine Perikarditis oder Myokarditis, im Rahmen einer Überempfindlichkeitsreaktion auf Mesalazin, werden extrem selten beobachtet. Typischerweise treten diese in den ersten Wochen nach Behandlungsbeginn auf.

Klinik und Verlauf: Wir berichten über ein 12-jähriges Mädchen mit seit 4–5 Wochen blutiger Diarrhoe, Bauchschmerzen und 6kg Gewichtsverlust. In der Abdomensonografie zeigte sich eine verdickte Darmwand im gesamten Colon. Die Diagnose Colitis ulcerosa konnte durch eine Coloskopie mit Stufenbiopsie bestätigt werden. Die im Rahmen der Statuserhebung durchgeführte kardiale Diagnostik ergab keinerlei Auffälligkeiten. Die Therapieeinleitung erfolgte mit Prednison sowie mit Mesalazin in einschleichender Dosierung. Zwei Wochen nach Beginn kam es zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustands mit Fieber, Thoraxschmerzen und im Verlauf Zeichen der akuten Herzinsuffizienz. In der Echokardiografie zeigten sich eine Einschränkung der Ventrikelfunktion sowie eine Mitral- und Trikuspidalinsuffizienz I°. Bei Verdacht auf eine Myokarditis durch Mesalazin, wurde die Therapie beendet. Unter Diuretika und Katecholaminen kam es innerhalb weniger Tage zu einer Normalisierung der Herzfunktion. Die weitere Behandlung der Colitis ulcerosa wurde mit Prednison und Azathioprin durchgeführt. Aufgrund des akuten Verlaufs der Mesalazin-induzierten Myokarditis sowie in der Literatur vereinzelt beschriebenen fatalen Verläufen sollte bei Auftreten von Herzinsuffizienz-Zeichen an die Möglichkeit einer Myo- und/oder Perikarditis durch Mesalazin gedacht werden. Schwierig gestaltet sich hier initial die Abgrenzung gegenüber der selten vorkommenden extraintestinalen Manifestation einer Colitis ulcerosa oder eines Morbus Crohn am Herzen.