Pneumologie 2009; 63 - V184
DOI: 10.1055/s-0029-1214100

Blutungsrisiko bronchoskopischer Biopsien in Abhängigkeit von der Biopsietechnik: Zangen- versus Kryobiopsien am Tiermodell in vivo

KJ Franke 1, D Theegarten 2, R Tolba 3, C Brückner 1, G Nilius 1, KH Rühle 1
  • 1Universität Witten/Herdecke
  • 2Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Essen
  • 3Experimentelle Therapie, Universitätsklinikum Aachen

Einleitung: Im Vergleich zur Zangenbiopsie lassen sich mittels Kryoextraktion größere Biopsate ohne artifizielle Veränderungen gewinnen. Fragestellung Resultiert aus der Zunahme der Biopsatgröße eine höhere Blutungsgefahr? Methodik: Mit einer 2,4mm Kryosonde sowie einer 2,4mm Biopsiezange führten wir in vivo im Tiermodel (Schwein, Alter 2,5 Monate) 5 Zangenbiopsien links und 5 Kryobiopsien rechts aus dem Bronchialsystem durch (Lokalisation s. Tabelle 1). Dieses Tiermodel wurde gewählt, um den endoskopisch nicht sichtbaren Bereich beim Menschen abzubilden. Die Blutungszeiten wurden notiert und es erfolgte eine Größenbestimmung und histologische Beurteilung der Biopsate. Die erste Kryobiopsie erfolgte mit einer Aktivierungszeit von 5 Sekunden, aufgrund der Größe des gewonnenen Biopsates wurden die Kryobiopsien 2–5 mit einer Aktivierungszeit von 3 Sekunden durchgeführt. Ergebnisse:


Tab.1:

Lokalisation der Biopsie

Unterlappen proximal

Unterlappen proximal

Oberlappen

Oberlappen

Unterlappen distal

Zangenbiopsie

Biopsatgewicht (mg)

10

10

8

9

10

Biopsatfläche (mm2)

6

7

2

3

10

Blutungszeit (Sekunden)

23

31

43

62

501

Kryobiopsie

Biopsatgewicht (mg)

60

30

45

31

35

Biopsatfläche (mm2)

150

32,5

40

30

40

Blutungszeit (Sekunden)

43

31

35

33

720

Im Vergleich beider Biopsietechniken fand sich trotz größerer Kryobiopsate (Kryobiopsate 2–5 vs. Zangenbiopsate 1–5: Biopsatfläche 35,6±5,1mm2 vs. 5,6±3,2mm2; Biopsatgewicht 35,2±6,8mg vs. 9,4±0,8mg) kein Unterschied in den Blutungszeiten. Sowohl die Zangen- als auch die Kryobiopsie aus dem distalen Unterlappen war mit einer deutlich verlängerten Blutungszeit behaftet, beide Biopsate wiesen histologisch Knorpelspangenfragmente auf. Schlussfolgerung: Die von uns in vivo im Bronchialsystem im Tiermodel durchgeführten Biopsien legen trotz der begrenzten Probenzahl nahe, dass das Risiko einer starken Blutung weniger eine Funktion der Biopsatgröße bzw. der Biopsietechnik darstellt, als vielmehr von der Lokalisation der Biopsie abhängig ist.