Pneumologie 2009; 63 - P167
DOI: 10.1055/s-0029-1213976

Nicht jede Kaverne ist eine Tuberkulose

P Lange 1, M Degen 1, H Morr 1, W Rau 2
  • 1Pneumologische Klinik Waldhof Elgershausen
  • 2Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Gießen, Abteilung für Radiologie

Etwa 10–30% der Lungenembolien verursachen Lungeninfarkte. Diese sind bei jungen Menschen selten und treten vor allem bei vorbestehenden Herz- und Lungenerkrankungen auf. Ca. 50% der Lungeninfarkte führen zu einer Infarktpneumonie. Eine seltene Komplikation mit einer Inzidenz von 3–4% ist hierbei eine Kavernenbildung (aseptische Nekrose/Abzessbildung).

18-jährige Patientin, seit 2 Wochen Reizhusten, Belastungsdyspnoe, B-Symptomatik. Bei anhaltenden Rückenschmerzen Einweisung in eine Rheumatologische Fachklinik, Verdachtsdiagnose ankylosierende Spondylitis. Nativradiologisch pneumonisches Infiltrat im Bereich des rechten Lungenunterlappens. Unter Ampicillin/Levofloxacin Ausbildung einer Kaverne im rechten Lungenunterlappen und eines Infiltrates im linken Lungenunterlappen.

Verlegung der Patientin mit der Verdachtsdiagnose einer offenen kavernösen Lungentuberkulose. Bei Aufnahme Tachykardie, Atemexkursion rechtsseitig reduziert, über dem Mittelunterfeld Klopfschalldämpfung sowie abgeschwächtes Atemgeräusch. Laborchemisch Entzündungszeichen. Im Sputum keine säurefesten Stäbchen. Im Ultraschall deutliche Hepatomegalie mit Splenomegalie, im Bereich der V. cava inferior infrarenal breitbasig aufsitzender Thrombus mit einer Länge von ca. 6cm. Versorgung der Patientin mit einem V. cava-Schirm und Verlegung auf die Intensivstation.

Das Angio-CT zeigte beidseits alte retrahierte Lungenembolien mit ausgedehnten basalen Infarzierungen, eine Höhlenbildung im Bereich des rechten Unterlappens sowie Beckenvenenthrombosen beidseits bis in die V. cava inferior reichend. Unter antikoagulatorischer Therapie Besserung der bildgebenden und klinischen Befunde.

Fazit: Kavernen bei jungen Patienten sind nicht zwangsläufig Tuberkulosen. Ihre Differentialdiagnose ist mitunter schwierig, aber notwendig und im Einzelfall, insbesondere bei Risikofaktoren wie Inhalationsrauchen und Antikonzeptiva, ist auch eine Infarktpneumonie nach Lungenembolie denkbar.