Pneumologie 2009; 63 - V43
DOI: 10.1055/s-0029-1213807

Interdisziplinäre Fallevaluation als notwendiges Instrument zur Diagnostik idiopathischer interstitieller Pneumonien

D Theegarten 1, H Müller 1, M Tötsch 1, O Anhenn 2, J Guzman y Rotaeche 3, U Costabel 2
  • 1Institut für Pathologie und Neuropathologie, Universitätsklinikum Essen
  • 2Abteilung für Pneumologie/Allergologie, Ruhrlandklinik, Universität Duisburg-Essen
  • 3Allgemeine, insbesondere experimentelle Pathologie, Ruhr-Universität Bochum

Hintergrund und Fragestellung: Die Diagnostik idiopathischer interstitieller Pneumonien (IIP) stellt eine Herausforderung für Kliniker und Pathologen dar. Mit der Einführung der Klassifikation der American Thoracic Society und der European Respiratory Society (ATS/ERS) wurde eine neue Basis für die Beurteilung geschaffen. Ziel unserer Arbeit war die Analyse eines vorhandenen Patientenkollektives mit dem Instrument einer klinisch-pathologischen Fallevaluation unter Berücksichtigung des Verlaufes.

Patienten und Methodik: Insgesamt konnten 88 Fälle mit einer diffusen Lungenparenchymerkrankung (DPLD) primär unklarer Ätiologie untersucht werden, bei denen alle klinischen Befunde sowie offene Lungenbiopsien vorlagen.

Ergebnisse: 63 (71,6%) Patienten entsprachen nach interdisziplinärer Fallevaluation den ATS/ERS-Kriterien einer IIP [30,7% idiopathische Lungenfibrose, 9,5% respiratorische Bronchiolitis mit interstitieller Lungenerkrankung, 4,8% desquamative IP, 22,2% nicht-spezifische interstitielle Pneumonie (IP), 15,9% kryptogene organisierende Pneumonie, 4,8% lymphozytäre IP]. Prognostisch ungünstig waren das männliche Geschlecht (p=0,017), ein höheres Lebensalter (p=0,012), und eine niedrige Lymphozytenzahl (p=0,022) in der bronchoalveolären Lavage (BAL). Andere Formen der DPLD als IIP machten 28,4% (n=25) der Fälle aus [11,4% exogen allergische Alveolitis, 7,9% Langerhanszell Histiozytose, 9,1% sekundäre IP]. Die richtige Diagnose konnte ohne Kenntnis der Klinik aufgrund der Histologie nur in 67,7% und mit den klinischen Verdachtsdiagnosen unter Zuhilfenahme der klinischen Angaben in 81,8% gestellt werden (p<0,05).

Folgerungen: Die ATS/ERS Klassifikation der IIP erwies sich in allen Fällen als durchführbar. Die Ergebnisse entsprechen denen der internationalen Literatur. Die richtige Diagnose erfordert eine interdisziplinäre Fallevaluation. Nur so kann die korrekte Diagnose, die von Bedeutung für die Prognose des Patienten ist, gestellt werden.