Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - A026
DOI: 10.1055/s-0029-1208283

Vater sein dagegen sehr ... Ergebnisse der Bonner Studie zu Geburtserleben und postpartaler Befindlichkeit des Mannes 2006–2008 Einfluss des Entbindungserlebens auf psychische Gesundheit und Bindung zum Kind

VM Dorsch 1, A Hüneburg 1, A Prestien 1, A Rohde 1
  • 1Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Bonn, Gynäkologische Psychosomatik, Bonn, Germany

Eine in der Gynäkologischen Psychosomatik der Universitätsfrauenklinik Bonn seit 2006 laufende Studie zu Geburtserleben und postpartaler Befindlichkeit des Mannes wurde im Jahr 2008 mit 278 Vätern im Alter zwischen 24 und 54 Jahren abgeschlossen. Dabei kam erstmals die Salmon's Item List in der deutschen Fassung von Stadlymayr et al. SIL-ger zum Einsatz. Neben dem Entbindungserleben selbst wurde mittels anamnestischer Daten sowie Fragebögen zu Befindlichkeit, Bindung und Persönlichkeit zu einem postnatalen Befragungszeitpunkt der Einfluss des Erlebten auf die psychische Gesundheit und die Bindung zum Kind untersucht.

Ergebnisse: Der Einsatz der SIL-ger zur Erfassung des Geburtserlebens hat sich auch bei Männern als praktikabel und aussagekräftig erwiesen und bildet deren emotionale Belastung in der Entbindungssituation qualitativ und quantitativ ab.

Je ein Drittel der befragten Männer erlebte die erste, zweite bzw. dritte oder weitere Entbindung. In diesen Gruppen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede im Erleben. Vielmehr konnten als Einflussfaktoren auf ein schönes Geburtserleben ein subpartal subjektiv positives Selbsterleben des Mannes von Kontrolle, Vertrauen und klar kommen herausgefiltert werden. Wesentlichen Anteil hat auch die Erwartungshaltung: Nur bei 44% der Männer wurden Erwartungen an die Geburt erfüllt, bei 56% jedoch nicht. Über 85% dieser Männer waren von den Ereignissen (unerwartete Komplikationen, Sectio) negativ überrascht und belastet. Klaffen Erwartung und Erleben auseinander, können Enttäuschtheit und psychische Symptome bis hin zur Traumatisierung resultieren.

Der Geburt des Kindes käme damit auch bei der Entwicklung psychischer Störungen bei Männern die Rolle eines life event zu. Als Screeninginstrument kann die SIL-ger frühe Hinweise auf traumatisches Geburtserleben und postpartale Anpassungsstörungen auch bei Männern liefern.