Dtsch Med Wochenschr 1928; 54(35): 1450-1453
DOI: 10.1055/s-0028-1165563
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Bleivergiftung, Ikterus und Leberschädigung

Ein Beitrag zur Pathogenese des toxischen IkterusCarl Lewin
  • Aus der Beobachtungsstation für Gewerbekrankheiten im Krankenhause Berlin-Lankwitz
Further Information

Publication History

Publication Date:
29 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei Bleivergiftung kommt es oft zu ikterischen Zuständen, bei denen wir nur indirektes Bilirubin im Serum finden, im Harn nur Urobilin, kein Bilirubin. Der Stuhl ist nicht entfärbt. Andere Fälle zeigen wieder klinisch die Erscheinungen eines sogenannten katarrhalischen Ikterus mit direktem und indirektem Bilirubin im Serum, dabei Gallenfarbstoff im Urin und tonfarbenen Stuhl. Als extreme Grade der toxischen Leberschädigung durch Blei erscheinen endlich 2 Fälle von tödlich verlaufener akuter gelber Leberatrophie. Es ist wahrscheinlich, daß in allen diesen Fällen von Ikterus, ganz gleich welcher Art, eine Leberschädigung durch Blei die Ursache des Ikterus bzw. der Bilirubinämie ist, auch wenn sich ikterische Zustände zeigen, die nach den bisher geltenden Anschauungen lediglich auf eine hämolytische extrahepatische Entstehung des Gallenfarbstoffs hindeuten. Ein Parallelismus zwischen Ikterus und Blutschädigung läßt sich in keinem Falle nachweisen. Der Ikterus fehlt bei erheblicher Anämie, und umgekehrt kann Ikterus vorhanden sein, ohne daß die Anämie erhebliche Grade annimmt. Dieses Verhalten ist nicht zu erklären ohne die Annahme einer Leberschädigung, von deren Grad allein die Ikteruserscheinungen abhängig sind.

    >