Dtsch Med Wochenschr 1936; 62(40): 1631-1633
DOI: 10.1055/s-0028-1141336
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Klinische Erfahrungen mit Adonis vernalis (Adonigen)

 Crassusi
  • Medizinischen und Nervenklinik der Universität in Würzburg. Vorstand: Prof. E. Grafe
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Auf Grund unserer Erfahrungen an Hand von 57 Fällen verdient die orale und rektale Anwendung der Adonis vernalis bei Herzkrankheiten durch die Besonderheiten der Adonisglykoside ihre selbständige Stellung in der Herztherapie. Adonigen ist ein Adonispräparat, das neben seiner strophanthinähnlichen Herzwirkung eine ausgesprochen sedative Wirkung auf die Reizbildungszentren des Herzens und auf das Zentralnervensystem besitzt. Hierin liegt der Hauptunterschied gegenüber den Digitalispräparaten sowie den anderen Glykosiden zweiter Ordnung (Szilla, Konvallaria usw.).

Die durchschnittliche Dosierung betrug 3 mal 20—30 Tropfen bzw. 3 mal 1—2 Tabletten oder Suppositorien täglich. Die Verträglichkeit war durchweg gut, ohne irgendwelche toxische Nebenwirkung. In den seltenen Fällen, wo besonders empfindliche Kranke über Magenstörungen klagten, gaben wir das Adonigen in Form von Suppositorien, welche ausnahmslos gut vertragen wurden.

Das Adonigen ist indiziert bei allen leichten Stauungserscheinungen im kleinen Kreislauf (Emphysem, chronische Bronchitis, Asthma bronchiale, Kyphoskoliose), bei Klappenfehlerkranken, welche zu leichten Insuffizienzerscheinungen neigen, bei altersdegenerierten Herzen, bei denen der Herzmuskel an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit ist, und bei schwer dekompensierten Herzen nach vorheriger Strophanthin- bzw. Digitalisbehandlung zur Erhaltung der erreichten kardialen Kompensation. Die nervösen Herzstörungen mit Tachykardie, Extrasystolie mit oder ohne leichte hyperthyreotische Erscheinungen sowie die jugendliche (essentielle) Hypertonie sind ein dankbares Feld für die Adonigenbehandlung.

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