Dtsch Med Wochenschr 1925; 51(10): 391-393
DOI: 10.1055/s-0028-1136547
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Leukopenie und Tuberkulose, ein Beitrag zur Diagnose und Prognose der fieberhaften Tuberkulose auf Grund des Blutbildes

W. Jülich - Assistenzarzt
  • Aus der II. Medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Barmbeck. (Oberarzt: Prof. F. Reiche)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. August 2009 (online)

Zusammenfassung

Eingehende Verfolgung des Blutbildes an nunmehr 45 Fällen zeigt, daß die hochfieberhafte unkomplizierte Tuberkulose so häufig mit absoluter oder relativer Leukopenie einhergeht, daß bei unklaren fieberhaften Erkrankungen, bei denen keine Leukozytose besteht, differentialdiagnostisch Tuberkulose stets in Frage kommt. Diese Diagnose wird zur größtmöglichen Wahrscheinlichkeit, wenn sich andere mit Leukopenie einhergehende Erkrankungen bekannter Genese ausschließen lassen. Während für die Diagnose ein einmal gefundener niedriger Leukozytenwert von ausschlaggebender Bedeutung sein kann, ist für die Prognose eine Reihenuntersuchung zu verlangen, da die Werte bei ein und demselben Fall bei verschiedenen Auszählungen in gewissen Grenzen schwanken können. Von einzelnen seltenen Ausnahmen abgesehen, besteht die Behauptung zu Recht, daß relative Polynukleose mit gleichzeitiger Lymphopenie, die im Verlaufe der Erkrankung noch zunimmt, die Vorhersage ungünstig stellen läßt, während eine dauernd ansteigende Lymphozytose bei sich vermindernden Polynukleären eine gute Prognose bietet. Einen nie im Stich lassenden Indikator bilden die Eosinophilen, die bei den ungünstigen Fällen nur ganz vereinzelt beobachtet werden, meist jedoch absolut fehlen, während sie bei den prognostisch günstigen Fällen niemals ganz vermißt werden, meist aber hohe Werte erreichen.

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