Dtsch Med Wochenschr 1942; 68(10): 250-252
DOI: 10.1055/s-0028-1120067
Berufs- und Gewerbekrankheiten

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Chronische Manganvergiftung und ihre Behandlung mit Belladonna

Johannes Schottky
  • Staatl. Landes-Heil- und Pflegeanstalt Hildburghausen i. Thür. Direktor: Obermedizinalrat Dr. J. Schottky
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

Der 49jährige Mann hat 13 Jahre lang in einem Manganbetrieb gearbeitet, 5 Jahre als Hilfsarbeiter beim Rösten, dann als Manganmüller. Bemerkenswert sind seine Angaben über die Art der Tätigkeit und über seine Kenntnis der Manganvergiftung. Eine vor 8 Jahren überstandene Ischias ist möglicherweise schon eine Folge der chronischen Vergiftung gewesen. Die vor 3 Jahren überstandene belanglose Grippe scheidet als Ursache des jetzigen Zustandsbildes aus. Vor etwa einem Jahre entwickelte sich nach Vorboten (Schwitzen) rasch zunehmend das typische Bild der chronischen Manganvergiftung. Bemerkenswert sind die Gewichtsabnahme (nicht Fettsucht!) und die thalamisch (vielleicht auch neuritisch) zu deutenden heftigen Schmerzen im rechten Arm und linken Bein.

Der psychische Befund ergänzt unsere bisherigen Kenntnisse auf diesem Gebiete: Verlangsamung der psychischen Abläufe und Umstellungserschwerung kommen zu erheblicher Antriebsschwäche und einer auffallend gleichgültigen Stimmungslage, vor allem gegenüber der beruflichen Gefährdung und eigenen Krankheit, beim Fehlen einer echten Demenz.

Schon wenige Wochen nach Einleitung einer Belladorina-behandlung in Form der sogenannten Bulgarischen Kur ließ sich eine auffallende subjektive und objektive Besserung erzielen, obwohl das Leiden bisher, trotz der Entfernung aus dem gefährdenden Beruf, eine deutliche Neigung zum Fortschreiten gezeigt hatte. Am besten ließen sich durch die Kur das akinetisch-hypertonische Syndrom, der Tremor, die sehr quälenden Schmerzen, die Sprachstörung und das Schwitzen beeinflussen. Dagegen blieben die Pyramidenzeichen unverändert.

Bei dem bisher bestehenden Mangel jeder auch nur irgendwie aussichtsreichen und wirkungsvollen kausalen oder symptomatischen Therapie ergibt sich hieraus der Hinweis, bei allen Kranken mit chronischer Manganvergiftung einen Versuch mit der Belladonnabehandlung zu machen, um ihnen oder wenigstens einem Teil von ihnen ihr schweres Los zu erleichtern.

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