Pneumologie 2009; 63(3): 131-135
DOI: 10.1055/s-0028-1119511
Übersicht

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rückblick auf die ersten 50 Tagungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)

Looking Back at the First 50 Conferences of the German Society for PneumologyN.  Konietzko1 , R.  Dierkesmann2 , R.  Kropp3 , R.  Loddenkemper4 , B.  Wiesner5 , V.  Seehausen6
  • 1ehem. Ruhrlandklinik, Essen
  • 2ehem. Klinik Schillerhöhe, Gerlingen/Stuttgart
  • 3Das Deutsche Tuberkulose-Archiv, Fulda
  • 4Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose
  • 5ehem. Zentralklinik Bad Berka
  • 6Büro Seehausen + Sandberg, Berlin
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 March 2009 (online)

Vorgeschichte und Gründung

Manch Charakterzug wird uns Deutschen nachgesagt, Leidenschaftlichkeit und leichte Entflammbarkeit freilich gehören nicht dazu. Und doch gibt es eine Passion, der wir uns, wann immer möglich, bereitwillig hingeben: es ist die Lust, Vereine zu gründen und Kongresse zu organisieren. Schopenhauer bringt es auf den Punkt: „Vor die Wahl gestellt, direkt in den Himmel aufgenommen zu werden oder ein Seminar abzuhalten über die Vor- und Nachteile des himmlischen Lebens, würden die meisten Deutschen sich sofort für das Seminar entscheiden.” Warum sollten deutsche Lungenärzte sich anders verhalten? Stoff für Seminare und Anlässe zu Vereinsgründungen jedenfalls bot die Tuberkulose als eine die Medizin des 19. Jahrhunderts beherrschende Krankheit jedenfalls zur Genüge.

Zunächst spielte sich die wissenschaftliche Diskussion vorwiegend in den Printmedien ab, vor allem in den „Beiträgen zur Klinik der Tuberkulose”. Seit 1882, dem „Kochjahr”, in dem auch die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin gegründet wurde, gewannen die jährlichen Tagungen dieser Gesellschaft in Wiesbaden zunehmend an Bedeutung. Die Tuberkulose dominierte auch hier über Jahre die wissenschaftliche Agenda.

Im Jahr 1895 konstituierte sich das Deutsche Zentral-Komitee zur Errichtung von Heilstätten für Lungenkranke, das spätere Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK). Es förderte nicht nur den Bau von Volksheilstätten, sondern organisierte auch Tagungen, so 1899 den ersten großen wissenschaftlichen Tuberkulosekongress in Berlin, der auch international weite Beachtung fand.

Weitere sieben Jahre später, 1906, schlossen sich die süddeutschen Heilstättenärzte zu einer Vereinigung zusammen, 1910 folgte die Gründung der „Vereinigung der Lungenheilanstaltsärzte”. Man könnte somit das Jahr 1906 mit einiger Berechtigung auch als das Geburtsjahr der DGP bezeichnen. Die American Thoracic Society jedenfalls feiert das Jahr 1905, in dem die American Sanatorium Association gegründet wurde, als ihr Geburtsjahr. Aber der Prozess, der zur Gründung der Deutschen Tuberkulose-Gesellschaft (DTG) als Vorläufer der DGP führte, war – wie so manches in unserem Land – um einiges komplexer.

Denn schon sechs Jahre später, im Jahr 1912, taten sich die „interventionell” tätigen Lungenärzte zur Vereinigung Pneumothorax arteficialis zusammen. Und weitere acht Jahre später taten es ihnen die Fürsorgeärzte gleich und riefen die Gesellschaft deutscher Tuberkulosefürsorgeärzte ins Leben. Alle hielten sie mehr oder minder regelmäßige Sitzungen, Seminare und Symposien ab. Auch organisierte man sich in einer eigenen Arbeitsgemeinschaft und traf sich bei gemeinsamen Tagungen. Da aber die Universitäten in dieser Arbeitsgemeinschaft nicht vertreten waren, strebte man an, „die Vertreter der ärztlichen Wissenschaften, die bisher nur als gern begrüßte und in jeder Hinsicht anregende Gäste auf den wissenschaftlichen Tagungen mitgewirkt haben, nunmehr zur verantwortlichen Mitarbeit heranzuziehen”.

Aus diesem Gedanken heraus gründeten die beiden Organisationen der Heilstätten- und Fürsorgeärzte im Frühjahr 1925 bei ihrer Tagung in Danzig die Deutsche Tuberkulose-Gesellschaft (DTG). Die treibende Kraft und erster Vorsitzender war Dr. Otto Ziegler, Leiter der Heilstätte Heidehaus bei Hannover ([Abb. 1]). Die Satzung legte fest, dass im Vorstand die „drei Gruppen von Ärzten” – Universität, Heilstätte und Fürsorge – im zweijährlichen Wechsel den Vorsitz übernehmen sollten. Zum Gründungszeitpunkt hatte die DTG 379 Mitglieder, 252 kamen von den Lungenheilanstaltsärzten und 127 von der Gesellschaft deutscher Tuberkulosefürsorgeärzte. Trotz der lautstark verkündeten Einigkeit hielten die Spannungen zwischen den beiden Organisationen an und noch viele Jahre tagte man getrennt – während und zwischen den DTG-Tagungen. Erst 1937 endete mit der Auflösung der Vereinigung deutscher Tuberkuloseärzte die „Seminaritis”, fortan tagte nur mehr die DTG, wegen des Krieges aber nur noch 1939 und 1941.

Abb. 1 Otto Ziegler (1879 – 1931), Gründungsmitglied und erster Vorsitzender der Deutschen Tuberkulosegesellschaft.

    Prof. Dr. med. Dr. h. c. Robert Loddenkemper

    Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose
    Lungenklinik Heckeshorn, HELIOS Klinikum Emil von Behring

    Walterhöferstr. 11
    14165 Berlin

    Email: r.loddenkemper@dzk-tuberkulose.de

      >