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DOI: 10.1055/s-0028-1117345
Drogenersatzbehandlung in der Hausarztpraxis – Ergebnisse und Konsequenzen
Es wird berichtet über die Resultate nach 14 Jahren Substitutionstherapie in einer Allgemeinpraxis bei 188 Patienten, die für mindestens ein Jahr in Behandlung standen. Immerhin 15% von ihnen wurden in dieser Zeit mithilfe des Substitutes opiatfrei. Von denen, die auf Dauer in Behandlung blieben, hatten 55% noch nach Jahren regelmäßig Beikonsum, vornehmlich mit Kokain/Crack, Heroin und Benzodiazepinen, häufig in Kombination. Bei 70% der Fälle fand sich eine chronische HCV, bei 10% eine HIV-Infektion. Immerhin 13% der 188 Patienten starben im Verlauf des Beobachtungszeitraumes, davon 2/3 an direkt drogen(konsum)assoziierten Krankheitsbildern. Bei 7% ließen sich psychotische Erlebnisse eruieren, stets in Korrelation zu erheblichem Kokain-Konsum. Immerhin 66% der Patienten berichten von häufigen oder ständigen Depressionen und/oder Angstzuständen. Die Drogen sind für sie ein Weg, das Leben überhaupt erträglich zu gestalten. Wenn aber das Rauschmittel für die Betroffenen eine also existenzielle Funktion hat, dann ist der von politischer Seite so oft beschworene „Kampf gegen die Drogen“ im besten Falle gut gemeint, jedoch letztlich widersinnig. Und entsprechend haben sich alle administrativen Versuche, das Sucht-„Mittel“ zu verknappen, um Sucht zu verhindern, als frustran erwiesen. Diese Drogenpolitik kostet Schwerstkranke neben ihrer seelischen auch die körperliche Unversehrtheit und oft genug das Leben – und sie nimmt ihnen auch, und darin erweist sie sich vielleicht als am Grausamsten, ihre Würde. Das Ziel einer realitätsbezogenen Drogenpolitik kann nur die – kontrollierte – Freigabe der jetzt illegalen Rauschmittel sein; Substitutionsbehandlung und Heroinprogramm sind in diesem Sinne allenfalls richtungsweisend, mehr nicht.