Gesundheitswesen 2009; 71(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-0028-1112158
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

In eigener Sache

To Our ReadersM. Wildner, J. G. Gostomzyk, H. Pfaff
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Publication Date:
27 January 2009 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

das „Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF)” ist seit dem 1. Januar 2009 der Zeitschrift „Das Gesundheitswesen” organschaftlich verbunden. Mancher Leser wird sich noch erinnern: Im Jahr 2002 wurde an der Universität zu Köln der 1. Deutsche Kongress für Versorgungsforschung (DKVF) ausgerichtet. 24 medizinische Fachgesellschaften beschlossen im Anschluss, die Versorgungsforschung in Deutschland gemeinsam voranzubringen. Zunächst wurde eine ständige Kongresskommission gebildet. Daraus ging im Mai 2006 der Verein DNVF hervor, welcher heute 40 Fachgesellschaften als ordentliche Mitglieder umfasst (http://www.dnvf.de). Hinzu kommen korrespondierende Mitgliedschaften und persönliche außerordentliche Mitgliedschaf-ten. Das Netzwerk definiert Versorgungsforschung als einen multidisziplinären „Ansatz zur Erforschung der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis der Gesundheitsversorgung hinsichtlich ihrer Wirkung auf Qualität und Effizienz in individueller und sozioökonomischer Perspektive” [1]. Konkret befasst sich Versorgungsforschung mit dem Versorgungsbedarf, den Versorgungsstrukturen bzw. -prozessen, den erbrachten Versorgungsleistungen und dem dadurch erbrachten Zugewinn an Gesundheits- bzw. Lebensqualität.

Ziel des DNVF ist es, die Versorgungsforschung in der deutschen Wissenschaftslandschaft fest zu verankern, sie wissenschaftlich solide voranzutreiben und dadurch einen Beitrag zur Optimierung des Gesundheitssystems zu leisten. Zu diesem Zweck wird jährlich ein Kongress, der DKVF, durchgeführt. Er hat sowohl aktuelle Themen als auch konstante Querschnittthemen (z. B. Methoden der Versorgungsforschung) zum Inhalt. Zum anderen werden über wissenschaftspolitische Aktivitäten wichtige Entwicklungen in der Versorgungsforschung gefördert. In diesem Zusammenhang entstanden bereits zwei Memoranden zur Versorgungsforschung (2003 und 2005, s. www.dnvf.de). Ein drittes Memorandum zu den Methoden der Versorgungsforschung wird in Kürze im „Gesundheitswesen” erscheinen.

Die Thematik der Qualitätsbeurteilung insbesondere der „letzten Meile” im Gesundheitswesen aus Patientensicht bzw. in objektivierter Form wurde in Deutschland schon seit längerem wiederholt punktuell aufgegriffen: schon früh durch die Arbeiten von Manfred Pflanz aus Hannover und später u. a. durch (Outcomes-)Forschungen insbesondere in der Rheumatologie, der Neonatologie und der Chirurgie. Transatlantisch ist Versorgungsforschung als „Health Services Research” wissenschaftlich und in der praktischen Umsetzung schon länger fest etabliert. Dort waren vor allem die Arbeiten von John Wennberg zu regionalen Unterschieden der Versorgungspraxis wegweisend [2].

Prof. Dr. Manfred Wildner

Prof. Dr. Johannes G. Gostomzyk

Prof. Dr. Holger Pfaff

Durch die neue Organschaft wird die Versorgungsforschung neben den anderen großen Praxisfeldern Öffentlicher Gesundheitsdienst, Gesundheitsförderung und Prävention und Sozialmedizin auch in der Schriftleitung von „Das Gesundheitswesen” vertreten sein. Die gestärkte Verbindung zu diesem Feld bietet wichtigen Querschnittsaufgaben wie der Aus-, Fort- und Weiterbildung und der ethischen Reflexion zusätzliche Anknüpfungspunkte. Damit kann die Zeitschrift den Lesern ein noch besser abgerundetes Spektrum all der Felder anbieten, welche unter dem Titel „Das Gesundheitswesen” auch bisher schon repräsentiert waren. Vielfältige Beiträge zur Versorgungsforschung finden sich auch jetzt schon im gesamten aktuellen Jahrgang. In der vorliegenden Ausgabe sind dies z. B. die Arbeiten zu sozialen Unterschieden bei der Inanspruchnahme von Schwangerschafts-Vorsorgeuntersuchungen [3], zur Verständlichkeit von Qualitätsberichten deutscher Krankenhäuser [4] und zur Bewertung von Ressourcenverbräuchen im deutschen Gesundheitswesen [5] [6] [7].

An dieser Stelle soll noch auf eine technische Neuerung hingewiesen werden. Ab dem Jahr 2009 wird „Das Gesundheitswesen” seinen Autoren eine konkrete Dienstleistung elektronischer Vernetzung anbieten können: die vorgezogene Publikationsform „E-First”. Autorenartikel, welche das Reviewverfahren erfolgreich durchlaufen haben und im Satz freigegeben sind, werden damit zeitnah im Internet unter einer eindeutigen „DOI”-Nummer (digitale Objektidentifizierung) zitierbar und abrufbar sein – unabhängig vom Zeitpunkt der gedruckten Publikation. Damit reagieren Verlag und Schriftleitung auf den seitens unserer Autoren geäußerten Wunsch nach zeitnaher Publikation.

Eine Publikation als „open access”-Artikel, welcher über die Volltext-Datenbank Thieme-connect frei zugänglich ist, wird vom Verlag ebenfalls, allerdings als kostenpflichtige Option, angeboten. Interessierte Autoren können sich an den Verlag wenden.

Prof. Dr. Manfred Wildner

Prof. Dr. Johannes G. Gostomzyk

Prof. Dr. Holger Pfaff

References

  • 1 Schrappe M, Glaeske G, Gottwik M. et al . Memorandum II: „Konzeptionelle, methodische und strukturelle Voraussetzungen der Versorgungsforschung”. Für die Ständige Kongresskommission Versorgungsforschung.  Zeitschrift für ärztliche Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. 2005;  99 ((10)) 648-652
  • 2 Wennberg J. Gittelsohn . Small area variations in health care delivery.  Science. 1973;  182 ((117)) 1102-1108
  • 3 Mielck A, Koller D, Lack N. Soziale Unterschiede bei der Inanspruchnahme von Schwangerschafts-Vorsorgeuntersuchungen, beim Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft und beim Geburtsgewicht de Neugeborenen.  Gesundheitswesen. 2009;  71 10-18
  • 4 Friedemann J, Schubert HJ, Schwappach D. Zur Verständlichkeit der Qualitätsberichte deutscher Krankenhäuser: Systematische Auswertung und Handlungsbedarf.  aHa Gesundheitswesen. 2009;  71 3-9
  • 5 Braun S, Prenzler A, Schulenburg JM von der. et al . Bewertung von Ressourcenverbräuchen im deutschen Gesundheitswesen aus Sicht der Gesetzlichen Krankenversicherung.  Gesundheitswesen. 2009;  71 6-7
  • 6 Schöffski O. Der Teufel steckt im Detail.  Gesundheitswesen. 2009;  71 24-25
  • 7 Greiner W. Chancen und Grenzen einer Standardisierung der Bewertung bei Kostenanalysen.  Gesundheitswesen. 2009;  71 26-27

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. M. Wildner

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Veterinärstraße 2

85762 Oberschleissheim

Email: manfred.wildner@lgl.bayern.de

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