Ultraschall Med 2009; 30(3): 227-229
DOI: 10.1055/s-0028-1109470
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lebersonografie im Zentrum des radiologischen und internistischen Interesses

Ultrasonography of the Liver: Focal Point of Interest in Radiology and Internal MedicineM. Bachmann Nielsen1 , K. Seitz1
  • 1Department of Radiology, Section of Ultrasound, Rigshospitalet, Copenhagen
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

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Da „CEUS aus den Kinderschuhen herausgewachsen ist und nun zum festen Bestandteil der bildgebenden klinischen Routinediagnostik in vielen Zentren weltweit geworden ist” [1], wurde die Kontrastmittelsonografie (contrast enhanced ultrasound, CEUS) zum Thema wichtiger Beiträge der für diese Zeitschrift eingereichten Manuskripte. Sie wird bei jedem Dreiländertreffen, Euroson-Kongress und von der European Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology (EFSUMB), Veranstalter von mehreren Euroson-Kursen mit dem Schwerpunkt CEUS, hervorgehoben. Die nächsten Euroson-Kurse finden in Bad Boll (D) und Bologna (I) im Juni und September 2009 statt. In der aktuellen Ausgabe behandeln 3 der Originalartikel die Lebersonografie [2] [3] [4], zwei CEUS.

Von eminenter Bedeutung ist der Artikel von Giesel et al. [2], da Kostenberechnungen zunehmende Bedeutung in der Gesundheitsökonomie haben. Aufgrund sorgfältiger Kostenabschätzung unterschiedlicher Szenarios ergibt die wohlbegründete Analyse einen Kostenvorteil zugunsten der CEUS, wie sie auch von Nürnberg et al. [5] und der französischen STIC-Studie [6] ermittelt wurde. Vor dem Hintergrund der Notwendigkeit [7] und der Möglichkeit, die Strahlenbelastung [8] zu senken, sind die Ergebnisse der CEUS im Vergleich zur CT in der Diagnostik von Lebertumoren [9] [10] [11] [12] ebenso bedeutend wie der Nachweis eines hohen Qualitätsstandards der CEUS [10] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20].

Ricci et al. [3] untersuchten die Brauchbarkeit der CEUS im Follow-up der Radiofrequenzablation bei solitären HCC in 100 Fällen. Die 2001 – 2004 mit Ultraschallgeräten verschiedener Hersteller – vermutlich dürfte deren CEUS-Sensitivität unterschiedlich sein [21] – erhobenen Daten werden denen eines vierzeiligen Spiral-CT gegenübergestellt, die CT-Untersuchung wird mangels fehlender optimaler anderer Möglichkeiten als Goldstandard benutzt. Die Kontrolluntersuchung nach 1 Monat ergab nur in 2 Fällen eine fehlende Darstellung des HCC-Rezidivs mit CEUS, 5 Tumorrezidive in den nachfolgenden Kontrollen nach 3 – 6 Monaten wurden mit beiden Methoden entdeckt. Die Autoren diskutieren sorgfältig die Limitationen ihrer Studie, die naturgemäß in erster Linie auch eine Problematik des „Goldstandards” darstellt. Nur 20 % der Primärdiagnosen wurden histologisch verifiziert, die übrigen stützen sich auf AFP (> 200 ng/ml) und den „typischen” CT-Befund. Noch schwieriger ist es mit den Rezidiven, denn hier ist die histologische Verifizierung aus bekannten Gründen kaum möglich und der Nachweis in den ersten 3 Monaten nach Radiofrequenzablation generell schwierig [12] [22].

Überhaupt der diagnostische Goldstandard: Darf man bei in zahlreichen Studien nachgewiesener prinzipieller Ebenbürtigkeit von CEUS und CT [6] [9] [10] [11] [12] die CT-Untersuchung überhaupt noch als Goldstandard werten? Auch macht es die rasche Entwicklung der MR-CT mit ihren multiplanen Rekonstruktionen und auch neuer US-Geräte, deren CEUS-Sensitivität an der CPS-Technik messen muss, generell schwierig, Studien mit der neuesten Imaging-Technik durchzuführen, zumal prospektive valide Studien mit großen statistisch relevanten Fallzahlen nicht in kurzer Zeit zu erhalten sind.

Die Radiofrequenzablation ist ein elegantes, insbesondere in Italien [23] [24] [25] [26] [27] [28] häufig angewandtes Verfahren, das auch im deutschsprachigen Raum rasch zunehmende Verbreitung findet [29] [30] [31] [32] [33] [34] [35] [36] [37]. Wegweisende Studien werden durch die multimodalen Therapiekonzepte immer schwieriger, dennoch ist es entscheidend zu klären, welche Patienten von dieser Therapie profitieren. Hier sind eine kritische Patientenauswahl und die sorgfältige Durchführung der Intervention von höchster Bedeutung [35] [38].

Ein weiterer Beitrag der aktuellen Ausgabe von Berzigotti und Mitarbeitern [4] veranschaulicht, wie das Lebensalter mit erhöhter Resistenz und hohem Pulsatilitätsindex in Zirrhosepatienten korreliert. Studien dieser Art sind von gewisser Bedeutung, aber in ihrer Durchführung und Auswertbarkeit schwierig. Viele hämodynamische Parameter ändern sich mit zunehmendem Alter aufgrund der Atherosklerose oder verminderter kardialer Pumpfunktion. Der aktuelle kardiopulmonale Status und die Anämie sind ebenso wichtige Faktoren. Des Weiteren können bei Zirrhosepatienten porto-cavale Shunts bestehen, in denen der Fluss unmöglich zu messen ist. Dennoch ist diese Abhandlung ein wichtiger Beitrag zur Untersuchung von Zirrhosepatienten.

CEUS steht seit weniger als 10 Jahre im Routine-Ultraschall zur Verfügung und es wurden 2008 die aktualisierten Empfehlungen bezüglich der kontrastverstärkten Sonografie [8] veröffentlicht. Die Informationen und die Qualität dieser europäischen Empfehlungen repräsentieren das hohe Niveau der wissenschaftlichen Studien bezüglich der in Europa durchgeführten CEUS und spiegeln das Maß der investierten Arbeit wider.

Viele täglich in der Klinik angewendete Ultraschallverfahren erhalten jedoch nicht dieselbe Aufmerksamkeit. Ein Beispiel ist die Bestimmung der Lebergröße [39], welches selbst 40 Jahre nach der Geburtsstunde der Ultraschalldiagnostik immer noch schwierig ist. Die Arbeit in den Bereichen der hochentwickelten Geräte sowie in den Grundlagen der Sonografie sind für uns daher von großer Bedeutung.

Literatur

Prof. Dr. Michael Bachmann Nielsen

Department of Radiology, Section of Ultrasound, Rigshospitalet

Blegdamsvej 9

DK-2100 Copenhagen, Denmark

Email: mbn@dadlnet.dk