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DOI: 10.1055/s-0028-1109188
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Rabattverträge in der gesetzlichen Krankenversicherung – Auswirkungen einer Oligopolisierung des generikafähigen Arzneimittelmarkts
Decentralized Prize Negotiations in German Social Health Insurance – Consequences of Oligopolies on the Market for Generic Prescription DrugsPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
22. Oktober 2009 (online)

Zusammenfassung
Als Folge der Regelungen im GKV-WSG ist die Situation auf dem generikafähigen Arzneimittelmarkt durch aggressiven Preiswettbewerb gekennzeichnet, der zu steigenden Marktanteilen großer Hersteller führt. Ziel: Analyse der Konsequenzen der Veränderungen der Marktstruktur auf das Marktverhalten und auf die Marktpreise im generikafähigen Arzneimittelmarkt. Methode: Anwendung der ökonomischen Oligopoltheorie auf den generikafähigen Arzneimittelmarkt. Ergebnisse: Der generikafähige Arzneimittelmarkt ist durch weitgehend homogene Produkte und eine hohe Preiselastizität der nachfragenden Krankenkassen gekennzeichnet. Die Anbieter laufen Gefahr, bei einem zu hohen Angebotspreis ihren gesamten Marktanteil zu verlieren. Theoretisch genügen schon zwei Oligopolisten auf der Angebotsseite, um auf solchen Märkten einen intensiven Preiswettbewerb auszulösen. Schlussfolgerung: Die Wahrscheinlichkeit der Bildung von Preiskartellen bzw. impliziten Preisabsprachen wird umso größer, je kleiner die Anzahl der Oligopolisten ist. Insofern ist eine Entwicklung vorstellbar, in der der Preiswettbewerb bei zunehmender Marktkonzentration von einem Preiskartell oder impliziten Preisabsprachen abgelöst wird. Als weniger wahrscheinlich ist eine Einschränkung des Preiswettbewerbs durch Produktdifferenzierung anzusehen.
Abstract
As a consequence of the latest health care reform, the market for generic drugs in Germany is characterized by fierce price competition and rising market shares of big manufacturers. Aim: Assessment of the consequences of changes in the market structure on market behaviour and market prices. Method: Application of economic theoretic models of oligopolies to the market for generic drugs. Results: The market for generic drugs is characterized by homogenous products and high price elasticity of buying health insurers. Suppliers of generic drugs run the risk to lose their entire market if they quote prices which are too high. In theory, even two suppliers are sufficient to induce vicious price competition. Conclusion: Price cartels are becoming more feasible the fewer suppliers survive on the market. Therefore, it is a distinct possibility that peaceful co-existence of suppliers will replace fierce price competition. It is less plausible that price competition will be restrained by product differentiation.
Schlüsselwörter
generikafähiger Arzneimittelmarkt - Preiswettbewerb - Oligopole - gesetzliche Krankenversicherung
Key words
market for generic drugs - price competition - oligopolies - Germany - social health insurance
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Prof. Dr. Stefan Greß
Professor für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Fachbereich Pflege und Gesundheit, Hochschule Fulda
Marquardstr. 35
36039 Fulda
eMail: stefan.gress@hs-fulda.de