Klin Monbl Augenheilkd 2008; 225 - R22
DOI: 10.1055/s-0028-1104703

Samuel Theodor Quelmalz (1696–1758) und die Ophthalmia neonatorum

M Jähne 1
  • 1Augenklinik Klinikum Chemnitz

S. Th. Quelmalz (Schreibweise auch Quellmaltz) wurde 1696 in der sächsischen Bergstadt Freiberg geboren. Er studierte in Leipzig und Wittenberg Medizin und Philosophie, war ab 1737 in Leipzig nacheinander Professor für Physiologie, Anatomie und Therapie, von 1757–1758 sogar Dekan der Medizinischen Fakultät. Seine bedeutendste medizinische Leistung ist eine akademische Schrift aus dem Jahre 1750: Q. hat als Erster der medizinischen Weltliteratur den Augen-Eiterfluss der Neugeborenen beschrieben und als Ursache den eitrigen Scheidenfluss der Gebärenden bzw. die Gonorrhö des Vaters nachgewiesen. Damit war Q. in der Ära vor der Bakteriologie seiner Zeit weit voraus, fand aber keine zeitgenössische medizinische Beachtung. Auf therapeutische Maßnahmen durch Carl Ferdinand von Graefe (1787–1840), Albrecht von Graefe (1828–1870) und Alfred Graefe (1830–1899) wird eingegangen. Erst 130 Jahre später führte der Leipziger Ordinarius für Geburtshilfe, Carl Sigmund Franz Credé (1819–1892), statt der Frühbehandlung die Prophylaxe eines jeden Neugeborenen ein. Ab 1. Juni 1880– die Nachwelt feiert dieses Datum als den Internationalen Kindertag – ließ Credé allen Neugeborenen eine 2%ige Silbernitrat-Lösung in jedes Auge eintropfen. Somit war eine schreckliche Infektionskrankheit der Augen im Säuglingsalter, die Ophthalmia neonatorum, welche in 10% zur Erblindung führte, gebannt.