Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2008; 5(3): 116
DOI: 10.1055/s-0028-1103066
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Brustkrebsdiagnostik - Wie unterscheiden sich ipsilaterale Rezidive von Brustkrebsprimärtumoren?

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Publication Date:
13 November 2008 (online)

 

Junge Frauen haben nach brusterhaltender Operation eines Mammakarzinoms ein relativ hohes Risiko für ein Lokalrezidiv. Im positiven Fall ist nicht immer klar, ob es sich um ein echtes Rezidiv oder einen 2. Primärtumor handelt. B. Sigal-Zafrani et al. sind dieser Frage anhand von 63 komplett dokumentierten Rezidivfällen nachgegangen. Dabei haben sie auch tumorbiologische Kritierien und die Prognose analysiert. Br J Cancer 2007; 97: 1046–1052

In einer Gesamtgruppe von 209 prämenopausalen Frauen mit Brustkrebs, die bei der Primärtherapie in den Jahren 1985–1995 nicht älter als 40 Jahre alt waren, bekamen 70 Patientinnen ein ipsilaterales Lokalrezidiv; 63 davon konnten zur Auswertung herangezogen werden. Im klinischen Stadium T 1–2, N 0–1 erfolgte bei allen Patientinnen eine brusterhaltende Operation mit Nachbestrahlung und bei 30 % eine adjuvante Chemotherapie. Histologisch waren die Tumoren in 14 % der Fälle nicht komplett entfernt worden (Randbefund: 4-mal Carcinoma in situ, 5-mal invasives Karzinom), wobei keine Nachresektion erfolgte. Bei 71 % der Patientinnen bestand eine belastende Familienanamnese bzgl. eines Mammakarzinoms. Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 10 Jahren (1–18 Jahre) fanden sich die ipsilateralen Rezidive zu 70 % in dem Quadranten, der Sitz des Primärtumors war, und entsprachen diesem histologisch in über 90 %. Die nach Histologie und Lokalisation mit dem Primärtumor übereinstimmenden Rezidive traten nicht früher auf als andere Rezidivfälle und zeigten eine gute Übereinstimmung mit dem ursprünglichen Befund der Hormonrezeptoren, nicht jedoch bzgl. weiterer Kriterien wie Grading oder Mitoseindex. Für die 5- und 10-Jahres-Gesamtüberlebensraten von 79 respektive 70 % ließ sich ebenfalls keine statistisch signifikante Abhängigkeit von übereinstimmender bzw. unterschiedlicher Histologie und Lokalisation des Rezidivs nachweisen. Der bekannte Zusammenhang zwischen frühem Auftreten eines Rezidivs und ungünstiger Prognose bzgl. Gesamtüberleben konnte tendenziell bestätigt werden (Hazard Ratio 2,24, p = 0,08).

Zentrales (retromamilläres) Lokalrezdiv nach brusterhaltender Operation an der linken Mamma 5 Jahre nach Primärdiagnose. Operation: zentrale Segmentresektion links (B-Technik) und kontralaterale Reduktionsplastik mit zentro-kaudaler Stielung (Bild: Costa/Souchon/Scharl, Zentralbl Gynakol 2004; 126: 244–252).

Die Autoren untersuchten auch, wie ein echtes Rezidiv von einem 2. Primärtumor unterschieden werden kann. Nach ihren Analysen und klinischen Beobachtungen ist diese Unterscheidung derzeit lediglich mithilfe der histologischen Untersuchung möglich. 4-mal wurde ein Carcinoma in situ, 5-mal wurde ein invasives Karzinom lokal nicht im Gesunden entfernt, es erfolgte keine Nachresektion, sodass in diesen Fällen nicht von einem echten Rezidiv, sondern eher von einem Weiterwachsen des Tumors gesprochen werden muss.

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