Zusammenfassung
Feuchteschäden in Wohnräumen und damit einhergehende Schimmelbildung sind seit Langem
bekannte Probleme in Innenräumen, die in den letzten Jahren sowohl quantitativ als
auch mit Blick auf die Gesundheit weiter an Bedeutung gewonnen haben. So wird Bewohnern
von Wohnungen mit Feuchteschäden ein höheres Risiko für Asthma und Allergien, sowie
eine höhere Infektanfälligkeit im Vergleich zu Menschen in unbelasteten Wohnungen
zugeschrieben. Im Arbeitsbereich Umwelthygiene des Bremer Gesundheitsamtes hat sich
diese Thematik zu einem wesentlichen Schwerpunkt im Rahmen der Bürgerberatung entwickelt.
Mit Blick auf die subsi-diäre Ausrichtung des Amtes stellte sich die Frage, welche
Menschen davon insbesondere betroffen sind und ob für Bremen ein Zusammenhang zwischen
Feuchteschäden, gesundheitlicher Beeinträchtigung und sozialer Lage abgeleitet werden
kann. Mit der Auswertung des Beratungsangebotes und der Wohnungsbegehungen für die
Jahre 2000–2006 konnte gezeigt werden, dass neben der Hilfe zur Selbsthilfe, der Information,
der direkten Beratung vor Ort und der Fortbildung auch die Weiterentwicklung von Kooperations-
und Vernetzungsstrukturen zu wesentlichen Bestandteilen des Arbeitsschwerpunktes gehören.
Die Auswertung ergab, dass 72% der Ratsuchenden mit Fragen zur Innenraumluft Probleme
mit Feuchtigkeit und Schimmelbildung haben und dass 8 von 10 Terminen vor Ort aufgrund
von Feuchteschäden erfolgen. Mithilfe eines standardisierten Erhebungsbogens wurden
die durchgeführten Wohnungsbegehungen im Hinblick auf das Ausmaß der Feuchteschäden,
der gesundheitlichen Beeinträchtigung und der sozialen Lage der Bewohner ausgewertet.
Dabei zeigten die Daten zwar im Hinblick auf die Häufigkeit von Allergien, Arthritis,
Asthma und Bronchitis zum Teil deutliche Abweichungen von bundesweiten Durchschnittswerten,
bestätigen aber die grundsätzliche gesundheitliche Problematik. Eine Risikoabschätzung
im Hinblick auf mögliche gesundheitliche Auswirkungen lassen die vorliegenden Ergebnisse
der Stichprobe allerdings nicht zu. Auch wird durch die Erhebung für Bremen gezeigt:
Rat und Hilfe beim Gesundheitsamt suchen überwiegend sozial benachteiligte, insbesondere
einkommensarme Menschen aus allen Stadtteilen Bremens. So leben in der vorgelegten
Stichprobe 55,8% der Personen bezogen auf das äquivalenzgewichtete Haushaltsnettoeinkommen
in relativer Armut.
Abstract
Mould and dampness, both long known indoor problems, may cause several health effects.
During the last years, this topic has gained increasing importance in the field of
environmental hygiene at the Bremen local public health office and has become a major
focus of the work. The analysis of the advisory service for private persons has shown:
mould and dampness are relevant health and environmental problems in private homes.
Data from a questionnaire-based study revealed that mainly people with low social
status, especially those with low income, request for information and guidance. This
indicates the need for free advice for people with low income.
Schlüsselwörter
Feuchteschäden - Schimmel - Wohnräume - Gesundheit - soziale Lage
Key words
dampness - mould - health - low social status - indoor problems
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Korrespondenzadresse
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Gesundheitsamt Bremen
Horner Str. 60-70
8203 Bremen
eMail: winfried.becker@gesundheitsamt.bremen.de