RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0028-1098802
© Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
Editorial
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
12. Februar 2009 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,
das eben angefangene Jahr 2009 wird in vielerlei Hinsicht ein spannendes Jahr werden. Genannt seien nur die weltweite Wirtschaftskrise, der Präsidentenwechsel in den USA, die Bundestagswahl in Deutschland und die Einführung des Gesundheitsfonds sowie das 26. Jahr des Bestehens des DVGS. Was hat Letzteres mit den vorgenannten Punkten zu tun? Nach allen Überlegungen sehr viel. Die Gesundheitsberufe und damit auch die Bewegungsfachberufe sind maßgeblich von der Gesundheitspolitik abhängig oder stehen zumindest in enger Beziehung zu ihr. Ein gutes Beispiel hierfür war die Kürzung der Präventionsausgaben um 30 % in den 90er-Jahren unter der Ägide des damaligen Gesundheitsministers Horst Seehofer. Damit standen allein in Köln ca. 20 Diplomsportlehrer, die bei einer der großen „Gesundheitskassen“ für diverse Gesundheitskurse angestellt waren, vor der Entscheidung, diese zu verlassen oder sich für eine andere Verwendung bereit zu erklären.
In wieweit sich die Kassen zu solchen Maßnahmen auch in diesem Jahr, wegen Einführung des Gesundheitsfonds und des Morbi-RSA (wir werden darüber später berichten), gezwungen sehen, gilt es abzuwarten. Bert Rürup, einer der „Wirtschaftsweisen“, Wirtschaftswissenschaftler und Politikberater, merkte hierzu an: „Falscher kann man ein System nicht finanzieren.“ Oder: „In zähesten Verhandlungen ist es den Parteien gelungen, die Nachteile beider konkurrierenden parteipolitischen Konzepte zu kombinieren.“ Eine der wesentlichen Schwächen sieht er in der strikten Sektorierung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Aber auch die nach wie vor große Intransparenz im Gesamtsystem trage nicht gerade zur Effizienzsteigerung des Gesundheitswesens bei. Insofern wagt Rürup auch die Prognose, dass die nächste Reform unmittelbar im Jahr 2010, dann von der neuen Bundesregierung, in Angriff genommen werde. (Dies ist nachzulesen im „Rheinischen Ärzteblatt“ 10 / 2008).
Letztlich liegen heute die Hauptziele der Bewegungstherapie, neben der Versorgung der akutklinischen Belange, in der Motivierung der stetig wachsenden Zahl der chronisch Kranken ganz unterschiedlicher Provenienz zu Bewegung als einem wesentlichen Faktor zur Lebensumstellung, aber auch Gewinn an Lebensqualität. Obgleich das „Alter“ als größter Risikofaktor für diese Erkrankungen gilt, muss uns die Zunahme des Diabetes II bereits im Kindes- und Jugendalter aufschrecken und an die nach wie vor unbefriedigende Schulsportmisere erinnern!
Aus den vorliegenden Beiträgen zur COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) wird deutlich, wie wichtig auch bei dieser chronischen Erkrankung die Durchbrechung des Circulus vitiosus ist: Auftreten von Beschwerden > weniger Leistung > weniger Bewegung > Abbau von Muskelmasse > Schonung > weitere Verringerung der körperlichen Leistungsfähigkeit > usw. Auch bei dieser unheilbaren Erkrankung, von der momentan bereits jeder zehnte bis 20. Erwachsene über 40 Jahren betroffen ist, kann durch bewegungstherapeutische Maßnahmen die Erkrankung zwar nicht gestoppt, so doch positiv auf eine Symptomlinderung, eine Verbesserung der ADL und damit die Lebensqualität eingewirkt werden.
Obgleich wir auch für diesen 25. Jahrgang der B & G für die einzelnen Hefte Schwerpunktthemen vorgesehen haben (s. S. 42), werden Plätze auch für andere aktuelle Themen eingeräumt. Wir Herausgeber sind uns sehr wohl bewusst, dass wir ständig eine Gratwanderung zwischen „Wissenschaft“ und „Praxis“ einschlagen müssen, um den Wünschen unserer Leser, zugegebenermaßen aber auch unseren eigenen Ansprüchen, gerecht zu werden. Wir hoffen auch mit diesem Jahrgang von diesem Grad nicht abzustürzen!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Seilsicherung für 2009!
Ihr
Klaus Schüle
(Mitherausgeber)