Exp Clin Endocrinol Diabetes 2008; 116 - P38
DOI: 10.1055/s-0028-1096365

Hypophysenscreening nach Schädel-Hirn-Trauma und Subarachnoidalblutung – Erfahrungen in einer neurologischen Klinik

A Kopczak 1, I Killimann 1, F von Rosen 2, HJ Schneider 3, GK Stalla 4, M Schneider 1
  • 1Neurologische Klinik Bad Aibling, Germany
  • 2Klinikum Bad Staffelstein, Germany
  • 3Klinikum der LMU, Campus Innenstadt, München, Germany
  • 4AG Neuroendokrinologie, Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München, Germany

Einleitung: Eine größere Zahl von Studien hat gezeigt, dass eine Hypophyseninsuffizienz nach Schädel-Hirn-Trauma (SHT) oder Subarachnoidalblutung (SAB) relativ häufig ist (Schneider HJ et al 2007). So wurde in einer eigenen prospektiven Studie (n=78) 3 Monate nach SHT bei 56% und 12 Monate nach SHT bei 36% eine Störung mindestens einer hypophysären Hormonachse gefunden (Schneider HJ et al., 2006). Aufgrund dieser Ergebnisse wurden an unserer Klinik ein Routinescreening und der Insulin-Hypoglykämie-Test (IHT) etabliert, Erfahrungen damit und Ergebnisse werden hier dargestellt. Methoden: Bei allen ab Januar 2007 in der Neurologischen Klinik Bad Aibling aufgenommenen Patienten im Alter von 18a bis 65a mit SHT oder SAB wurden 1 bis 14 Tage nach Aufnahme folgende basale Hormone bestimmt: fT4, Cortisol, Prolaktin, Östradiol (Frauen) bzw. Testosteron (Männer) und IGF-1. Patienten, die sich nach Aufklärung schriftlich einverstanden erklärten, wurden ferner einem Stimulationstest unterzogen (IHT, bei Epilepsie alternativ GHRH/Arginin + ACTH-Kurztest). Für die Auswertung des maximalen Wachstumshormonanstiegs wurden die BMI-adaptierten Richtwerte nach Corneli (2007) angewendet. Ergebnisse: Insgesamt wurden bislang 403 Patienten (mittleres Alter 44 Jahre, 146 Frauen, 257Männer) gescreent, von diesen hatten 273 ein SHT und 130 eine SAB erlitten. 85 Patienten nahmen an der Stimulationstestung teil, davon erhielten 54 Patienten einen IHT und 31 Patienten einen GHRH/Arginin + ACTH-Kurztest. In der Screening-Untersuchung zeigten 129 von 401 Patienten eine hormonelle Störung. Am häufigsten waren gonadotrope Insuffizienzen zu verzeichnen (38% der Männer). Im GHRH-L-Arginin-Test und ACTH-Kurztest wurden 13% corticotrope Insuffizienzen und keine somatotrope Insuffizienzen diagnostiziert. Im IHT wurden 39% corticotrope Insuffizienzen und 33% somatotrope Insuffizienzen nachgewiesen. Dabei zeigte sich, dass die Lagerung des Patienten (sitzend/liegend) für die Art der Hypoglykämiesymptome sowie den max. Hormonanstieg und damit für die Reliabilität des Tests von wesentlicher Bedeutung ist. Interessanterweise wurde trotz z.T. ausgeprägter Hirnschädigung bei keinem der 54 Patienten im IHT ein epileptischer Anfall beobachtet. Diskussion: Die Ergebnisse bestätigen die Notwendigkeit einer screening-Untersuchung bei Patienten nach einer SAB oder einem SHT. Obwohl epileptische Anfälle als Komplikation eines IHT möglich sind, wurden bei unseren hirngeschädigten Patienten keine epileptischen Anfälle verzeichnet. Die häufig anzutreffende Zurückhaltung gegenüber der Verwendung dieses Tests an hirngeschädigten Patienten ist, zumindest bei anfallsfreien Patienten, möglicherweise nicht gerechtfertigt.