Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2008; 18 - V5
DOI: 10.1055/s-0028-1096295

Schmerzarme Frührehabilitation im Akutkrankenhaus – Wirklichkeit oder Wunsch?

M Quittan 1, A Karner-Nechvile 1, M Hanus 1, I Nemeth 1, EM Strasser 1, P Nemeth-Faltl 1, R Likar 1
  • 1Institut für PMR, SMZ Süd, Kaiser Franz Joseph Spital, Wien

Fragestellung: Während Ruheschmerzen bereits routinemäßig erfasst werden, finden Schmerzen bei körperlicher Bewegung und Belastung noch zu wenig Beachtung. Dabei stellen Schmerzen bei Bewegung ein Hindernis für eine rasche und effiziente Frührehabilitation dar. Daher soll eine Pilotuntersuchung zunächst das Ausmaß der Beeinträchtigung der Rehabilitation durch belastungsinduzierte Schmerzen ermitteln

Methodik: Die Institute für Physikalische Medizin und Rehabilitation des KH Wiener Neustadt und des SMZ-Süd-KFJ-Spitals erfassten das Schmerzniveau der Patienten in Ruhe und bei körperlicher Belastung während der Bewegungstherapie. Eingeschlossen wurden Patienten, die konsekutiv zur Remobilisation bzw. Rehabilitation zugewiesen wurden. Alle Patienten erhielten eine standardisierte medikamentöse Schmerztherapie. Es erfolgte eine Trennung in postoperative (<1 Woche) und nicht postoperative Patienten. Bei allen Patienten wurde die maximale Schmerzintensität vor Beginn der Bewegungstherapie und während der Bewegungstherapie anhand der VAS (0–100) erhoben. Die Motivation der Patienten wurde anhand der Pittsburgh-Participation-Scala ermittelt. Weiters wurde erhoben, ob die Bewegungstherapieeinheit vollständig durchgeführt werden konnte oder wegen Schmerzen abgebrochen werden musste.

Ergebnis: N=268, Wiener Neustadt (WN): n=168, Kaiser-Franz-Joseph Spital (KFJ) n=100.

m: 51% bzw. 37%, Alter: 57 ± 19 bzw. 74 ± 13 (p<0.001).

Nicht selbständig gehfähige Patienten 5,4% gegenüber 29%.

Postoperative Patienten (WN + KFJ): 34,7%

Diagnosen: akute Frakturen und Verletzungen: n=83, maligne Tumore: n=34, St.p.Hüft-TEP: n=26, St.p.Knie-TEP: n=20, Lumboischialgien: n=36, sonstige muskuloskeletale Diagnosen: n=15, sonstige internistisch-neurologische Diagnosen: n=54.

Maximale Schmerzintensität postoperativer gegenüber nicht-postoperativer Patienten (VAS mm): In Ruhe: Median (IQR): 20,0 (0,0; 39,0) vs. 4,0 (0,00; 30,00), (p=0,05). Bei Belastung nahmen die Schmerzen jeweils signifikant zu: 50,0 (30,0; 63,8) vs. 30,0 (5,0; 60,0), (p=<0,0001). Bezüglich schmerzbedingter Therapieabbrüche bzw. -modifikationen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede: 6,3% und 56,6% vs. 3,2% und 58,1%. Ebenso zeigte die Motivation an der Rehabilitation teilzunehmen keine signifikanten Unterschiede: 50% bzw. 57% zeigten eine sehr gute Motivation.

Ein Schmerzniveau VAS 50–80 resultiert zu 67,2% in einer Therapiemodifikation.

Diskussion: Während körperlicher Belastung steigt die maximale Schmerzintensität signifikant und klinisch relevant an. Ein hohes Schmerzniveau führt zu einem hohen Prozentsatz zu einer Therapiemodifikation. Eine Anpassung der akuten, kurzwirksamen Schmerzmedikation vor körperlicher Belastung ist dringend notwendig.