Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2008; 5 - A153
DOI: 10.1055/s-0028-1096113

Die Inzidenz der Bisphosphonat assoziierten Osteonekrose der Kiefer (BP-ONJ)

C Walter 1, KA Grötz 2, B Al-Nawas 1
  • 1Johannes Gutenberg-Universität, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Mainz, Deutschland
  • 2HSK Dr. Horst Schmidt Klinik, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Wiesbaden, Deutschland

Fragestellung: Erstmalig 2003 und im Folgezeitraum wurden mehrere Fallsammlungen der BP-ONJ beschrieben. In der Literatur gibt es bisher wenige und sehr unterschiedliche Inzidenzen. Aus diesem Grund wurden die Daten einer retrospektiven Analyse der BP-ONJ-Fälle an der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG) der Universitätsklinik-Mainz mit Daten fünf durchgeführter Inzidenzstudien verglichen.

Methoden: Alle Patienten der MKG von 01/00 bis 06/08 mit BP-ONJ wurden untersucht und nach der Grunderkrankung aufgeschlüsselt sowie retrospektive Studien in der Gynäkologie und Hämatologie der HSK, Wiesbaden sowie Querschnittsstudien in der Gynäkologie, Urologie und Hämatologie in der Uniklinik Mainz durchgeführt mit dem Ziel die Prävalenz der BP-ONJ zu erfassen.

Ergebnisse: In der MKG-Mainz wurden 98 Patienten mit BP-ONJ behandelt. Die häufigsten Erkrankungen waren Plasmozytom (n=38), Mammakarzinom (n=27), Prostatakarzinom (n=17), aber auch Osteoporose (n=10). Bei den retrospektiven Inzidenzanalysen wurde in der Gynäkologie eine Inzidenz von 5,3%-(4/75) in der Hämatologie 5%-(4/80) und in den Querschnittsstudien in der Gynäkologie 2%-(1/51), in der Urologie 19%-(8/43) sowie in der Hämatologie 21%-(16/78) ermittelt. Die häufigsten Bisphosphonate waren Zoledronat und Pamidronat. Bei fast allen Patienten ging als möglicher Triggerfaktor eine Zahnextraktion voraus oder es lag eine Prothesendruckstelle vor. Insbesondere bei den Querschnittsstudien konnte in nur drei Fällen kein Triggerfaktor ausgemacht werden.

Zusammenfassung: Die BP-ONJ ist eine in ihrer Häufigkeit wahrscheinlich unterschätzte Erkrankung. Die relativ hohen Prävalenzen in den Querschnittsstudien sind durch die mund-kiefer-gesichtschirurgische Untersuchung, die auch asymptomatische BP-ONJ aufdeckt, erklärbar. Neben dem Bisphosphonat, der Applikationsdauer ist die Häufigkeit des Auftretens mit von der Grunderkrankung abhängig. Bei Brustkrebspatienten scheint die Prävalenz deutlich geringer als bei Prostatakarzinom- und Plasmozytompatienten.