Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2008; 5 - A102
DOI: 10.1055/s-0028-1096062

Bilaterale und unilaterale prophylaktische Mastektomie bei 18 Hochrisikopatientinnen: Operationstechniken, Komplikationen, Zufriedenheit

C Nestle-Krämling 1, E Langer 1, AS Vesper 1, M Neumann 1, T Goecke 2, D Niederacher 3
  • 1Universitätsklinik, Frauenklinik, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Universitäsklinik, Humangenetik, Düsseldorf, Deutschland
  • 3Universitätsfrauenklinik, Molekulargenetisches Labor, Düsseldorf, Deutschland

Fragestellung: Die Indikation für eine bilaterale prophylaktische Mastektomie wird international bei einem Mammakarzinom-Erkrankungsrisiko von über 30% gesehen. Frauen mit erblicher Mammakarzinombelastung haben ein um den Faktor 4 bis 9 erhöhtes Mammakarzinomrisiko. Patientinnen die bereits an einem erblichen Mammakarzinom erkrankt sind haben ein bis zu 45 prozentiges Risiko an einem kontralateralen Mammakarzinom zu erkranken. In beiden Situationen wird die Möglichkeit der prophylaktischen Mastektomie mit jeder Patientin individuell diskutiert.

Methode: Wir haben zwischen 10/2006 und 04/2008 insgesamt 18 Patientinnen nach abgeschlossener Gendiagnostik bzw. Diagnosestellung einer Hochrisikosituation operiert. In 6 Fällen war eine BRCA-Mutation, bei 6 Fällen ein rechnerisches Mammakarzinom-Erkrankungsrisiko von über 40% bzw. Heterozygotenrisiko zwischen 40 und 89% und in weiteren 6 Fällen eine Risikoerkrankung (CLIS) nachgewiesen worden. 50% der Mutationstägerinnen und 83% der Nicht-Mutationsträgerinnen waren bereits an einem frühen Mammakarzinom oder DCIS erkrankt.

Ergebnisse: In allen Fällen erfolgte eine hautsparende Mastektomie, 5 mal (28%) mit Erhalt des Nippel-Areola-Komplexes auf Wunsch der Patientinnen. Mit einer Ausnahme entschieden sich alle Patientinne für eine Sofortrekonstruktion, die in 17% über eine autologe Rekonstruktion durch Split-TRAM, in den übrigen Fällen über Expander- oder primäre Implantatrekonstruktion erfolgte. Komplikationen traten in 33% auf, davon waren 2 perioperative Nachblutungen revisionsbedürftig, in den übrigen Fällen (22%) handelte es sich um kleinere Wundheilungsstörungen. Alle Patientinnen waren mit dem ästhetischen Ergebnis zufrieden bis sehr zufrieden und würden den Eingriff wieder durchführen lassen bzw. weiterempfehlen.

Schlussfolgerung: Die bilaterale prophylaktische Mastektomie ist die effektivste Möglichkeit zur Mammakarzinom-Risikoreduktion und bei sorgfältiger Indikationsstellung mit einer hohen Akzeptanz und Zufriedenheit der Patientinnen verbunden.