Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2008; 5 - A92
DOI: 10.1055/s-0028-1096052

Serombildung nach brusterhaltender Operation mit oder ohne intraoperative Radiotherapie (IORT)

U Kraus-Tiefenbacher 1, B Hermann 1, J Brade 2, G Welzel 1, K Siebenlist 1, M Sütterlin 3, F Wenz 1
  • 1Universitätsklinikum Mannheim, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Mannheim, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Mannheim, Biostatistik, Mannheim, Deutschland
  • 3Univertsitätsklinikum Mannheim, Gynäkologie und Geburtshilfe, Mannheim, Deutschland

Hintergrund: Häufigkeit und Volumen von Mammaseromen nach brusterhaltender Operation mit oder ohne IORT

Material und Methoden: 75 Patientinnen, konsekutiv zwischen 2005–2007 mit einer brusterhaltenden Operation und einer IORT mit 20Gy (IntrabeamTM, Carl Zeiss Surgical) behandelt, wurden neben 82 weiteren, im gleichen Zeitraum ohne IORT operiert (=EBRT), eingeschlossen. Alle 157 Patientinnen hatten postoperativ (Median 38 Tage) ein Bestrahlungsplanungs-CT. Die Volumina aller Serome wurden bestimmt. Zum Zeitpunkt des CTs wurden alle Patientinnen klinisch mittels Inspektion und Palpation untersucht. Klinische und behandlungsbedingte Einflussfaktoren wurden analysiert, einschließlich Alter, Gewicht, Größe, Body-Mass-Index (BMI), Brustgröße, Tumorgröße, Tumorlokalisation und Zeitintervall zwischen OP und Planungs-CT.

Ergebnisse: Hinsichtlich Alter, Gewicht, Größe, BMI und Tumorgröße waren die Gruppen normal verteilt, während ein statistisch signifikanter Unterschied bestand hinsichtlich des Brustvolumens und des Zeitintervalls OP-CT. Die Brustgröße war in der IORT-Gruppe 1.266,2ml und in der EBRT-Gruppe 1.086,2ml (p=0,02). Das mittlere Zeitintervall OP-CT war entsprechend 37,3 Tage und 75,2 Tage (p=0,02). Die klinische Untersuchung aller Patientinnen ergab palpable Serome bei 37 (23%), 17 (22%) aus der IORT-Gruppe und 20 (24%) aus der EBRT-Gruppe (p=0,79). Kein Serom wurde bei insgesamt 124 Patientinnen (77%) dokumentiert, 60 (78%) und 64 (76%). Ein signifikanter Unterschied bestand bei den CT-Seromen (p<0,0001): 105 (65%) Patientinnen insgesamt hatten Serome im CT, 62 (81%) aus der IORT-Gruppe und 43 (51%) aus der EBRT-Gruppe, wohingegen 56 Patientinnen (35%) insgesamt, 15 (20%) aus der IORT-Gruppe und 41 (49%) aus der EBRT-Gruppe überhaupt kein CT-Serom aufwiesen. Das Zeitintervall zwischen OP und CT jedoch war in der IORT-Gruppe signifikant kürzer als in der EBRT-Gruppe (Median 33 Tage vs. 44,5 Tage, p=0,004). In Hinblick auf alle 161 Patientinnen war das Zeitintervall OP-CT signifikant kürzer sowohl bei Patientinnen mit klinisch palpablen Seromen (median 34 Tage) als auch bei Patientinnen mit CT-Seromen (34 days) verglichen mit den Patientinnen, die kein klinisches Serom (39 Tage, p=0,009) oder kein CT-Serom (55 Tage, p=0,0001) hatten.

Zusammenfassung: Die IORT des Tumorbettes beim Mammkarzinom mit niederenergetischen Röntgenstrahlen geht nicht mit vermehrten klinisch palpablen oder behandlungsbedürftigen Seromen einher. Die Rate an Seromen, die im CT diagnostiziert werden, ist bei den IORT-Patientinnen höher als bei der Kontrollgruppe ohne IORT. Dies könnte durch den deutlich früheren Zeitpunkt des CTs bedingt sein.