Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2008; 5 - A55
DOI: 10.1055/s-0028-1096015

Bisphosphonat assoziierte Osteonekrosen im Kieferbereich – chirurgische Sanierung unter Fortführung der Bisphosphonattherapie

S Hafner 1, S Otto 1, G Mast 1, M Ehrenfeld 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, München, Deutschland

Zielsetzung: Aufgrund der zunehmenden Fallzahlen von Bisphosphonat assoziierten Osteonekrosen im Kieferbereich (BRONJ, Bisphosphonate-Related Osteonecrosis of the Jaw) sind Unsicherheiten hinsichtlich der Bisphosphonattherapie entstanden. Das Absetzen einer Bisphosphonattherapie hat bisher keinen nachgewiesenen Effekt für die Prognose des Verlaufs oder der Therapie einer BRONJ gezeigt. Chirurgische Sanierungen einer Osteonekrose beinhalten das Risiko schwerwiegender Wundheilungsstörungen welche durch spezielle Therapiekonzepte eingeschränkt werden sollten.

Methoden: Aufgrund unserer Erfahrung mit BRONJ-Patienten (seit 2003) hat sich an unserer Klinik seit 2006 ein spezielles Behandlungsregime mit präoperativer antibiotischer Therapie, chirurgischer Nekroseabtragung sowie adjuvanter Softlasertherapie (LLLT, Low-Level-Laser-Therapy) zur Wundheilungsunterstützung und Angioneogeneseförderung etabliert. Ein perioperatives Aussetzen der Bisphosphonattherapie wird von uns nur sehr selten bei ausgeprägten Osteonekrosen und nur für einen kurzen Zeitraum von 1–3 Monaten empfohlen.

Ergebnisse: Bisher wurden an unserer Klinik n=69 (weiblich: 48, männlich: 21) Patienten mit BRONJ nach dem angegebenen Schema behandelt. Bei n=61 (88%) konnte eine vollständige Ausheilung erreicht werden. Die anderen n=8 (12%) Patienten haben die Behandlung abgebrochen oder sind an ihrer Grunderkrankung verstorben. Bei n=36 (52%) Patienten wurde Zoledronat als ursächliches Bisphosphonat evaluiert, gefolgt von Pamidronat mit n=11 (15%). Nur selten traten BRONJ bei Alendronat (n=2), Ibandronat (n=1) und Risedronat (n=1) auf. Bei den restlichen n=22 (31%) Patienten lagen Präparatekombinationen zugrunde.

Zusammenfassung: BRONJ können durch chirurgische Abtragung in Kombination mit LLLT therapiert und Wundheilungsstörungen deutlich eingeschränkt werden. Das Ab- oder langfristige Aussetzen von Bisphosphonaten scheint nach unseren Erfahrungen keinen Effekt auf die Therapie oder Prognose einer BRONJ zu haben. Aufgrund der häufig bösartigen Grunderkrankung des Patienten sollte die Bisphosphonattherapie fortgeführt werden, ggf. mit einem Präparat mit geringer BRONJ-Inzidenz (z.B. Ibandronat).