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DOI: 10.1055/s-0028-1095976
Empirische Mutationswahrscheinlichkeiten bei familiärem Brust und Eierstockkrebs in Abhängigkeit von der Familienkonstellation
Stellvertretend für das Deutsche Konsortium für familiären Brust und Eierstockkrebs
Zielsetzung: In Familien mit einer erhöhten Inzidenz von Brust und/oder Eierstockkrebs wird seit 1997 im Rahmen des 12 Zentren umfassenden Konsortiums für Familiären Brust und Eierstockkrebs eine genetische Testung der Risikogene BRCA1 und 2 durchgeführt. Wir haben rückblickend die empirischen Mutationsraten in Abhängigkeit von der familiären Belastung erhoben. Ausgehend von diesen Daten sollen die Einschlusskriterien für eine genetische Testung neu modifiziert werden.
Material und Methoden: Bis November 2007 wurden in den 12 Zentren bei 1.996 Index-Patientinnen und Patienten eine molekulargenetische Testung der Gene BRCA1 und 2 durchgeführt. Bei 535 Probanden konnte eine pathogene Mutation identifiziert werden.
Ergebnisse: Bezogen auf alle Risikogruppen liegt die Gesamt-Mutationsprävalenz bei 27,4% (n=4.415 Familien). Die folgenden Familienkonstellationen wiesen die höchsten Mutationsraten auf: Mindestens zwei Frauen mit Ovarialkarzinom in einer Linie 65,6% (n=206) (95% KI 60,2–70,6%), mindestens eine Frau mit einem bilateralen Mammakarzinom mit Erstdiagnose vor dem 41. Lebensjahr 53% (96% KI 48,6–57,5%), eine Patientin mit Mammakarzinom und eine mit Ovarialkarzinom in der gleichen Linie 47,6% (n=499) (95% KI 44,6–50,6%). Dagegen wurden bei den singulären Erkrankungsfällen (eine Patientin mit Brustkrebs vor dem 31. Lebensjahr, eine Patientin mit Eierstockkrebs vor dem 41. Lebensjahr und ein männliches Mammakarzinom) nur Mutationsdetektionsraten von <10% gefunden.
Zusammenfassung: Abgeleitet von diesen Ergebnissen ist eine molekulargenetische Testung von Familien mit nur einem männlichen Brustkrebs oder einer einzelnen Patientin mit Ovarialkarzinom vor dem 41. Lebensjahr nicht mehr indiziert. Eine detaillierte Aufschlüsselung der Mutationswahrscheinlichkeiten und resultierende aktualisierte Handlungsstrategien sind in Arbeit.