Zusammenfassung
Die sogenannte neurogene Blase ist im Kindesalter hauptsächlich Folge von Spaltbildungen
der Wirbelsäule (Spina bifida — Myelomeningozele). Nach Darstellung der nervösen Versorgung
der Harnblase im Normalfall werden die Hauptformen gestörter Funktion beschrieben
(automatische Blase, autonome Blase, schlaffe Blase im spinalen Schock). Die Störungen
bei der Spina bifida richten sich nicht nach einer solchen, auf anatomischen Überlegungen
fußenden Systematik; man muß jeden Fall für sich nach den Hauptsymptomen (Harn- und
Stuhlinkontinenz, Infektion, Restharn, Blasendruck, Zustand der oberen Harnwege, Reflux)
analysieren. Für die Lebensaussichten der Kinder sind vor allem die Erweiterung der
oberen Harnwege, eine nicht vollständige Entleerung der Blase und eine damit verbundene
Harnweginfektion von Bedeutung; die Inkontinenz, das für den Laien bedeutendste Symptom,
ist erst in zweiter Linie zu berücksichtigen. Die Veränderungen können bereits im
sehr frühen Lebensalter auftreten und bald bedrohlich werden; die Erfassung aller
derartigen Kinder unmittelbar nach Abschluß der neurochirurgischen Behandlung ist
deshalb wichtig. Indikationen und Methoden der künstlichen Harnableitung werden diskutiert
und anhand von eigenen Fällen erläutert. Operationen zur Beseitigung der Inkontinenz
verfehlen meist ihr Ziel. Durch eine kontinuierliche und von allen beteiligten Fachdisziplinen
koordinierte Versorgung gilt es, die schwer betroffenen Patienten in die Gesellschaft
einzugliedern und ihnen optimaleärztliche Fürsorge ihr ganzes Leben lang zukommen
zu lassen.