ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2008; 117(9): 458
DOI: 10.1055/s-0028-1089992
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Brassler - Klinische Ergebnisse zum Stiftaufbausystem

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Publication Date:
29 September 2008 (online)

 

Mit dem Komposit DentinBuild, dem Adhäsivsystem DentinBond und dem Wurzelstift DentinPost Coated führte Komet im Frühjahr 2008 ein aufeinander abgestimmtes Stiftaufbausystem im Markt ein. Die Studiengruppe um Prof. Dr. Ibrahim Nergiz und PD Dr. Petra Schmage untersuchte das System. Damit unterbaut das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf mit Text, Zahlen und Bildern die Frage nach wissenschaftlichen Daten und konkreten Haftwerten. In einem Interview legt PD Dr. Schmage die Ergebnisse der Studie dar.

? Frau PD Dr. Schmage, der DentinPost Coated-Wurzelstift wird samt dem Stumpfaufbaukomposit DentinBuild inseriert. In einem Arbeitsgang erhält der Anwender einen Monoblock als Stift-Stumpfaufbau. Was haben Sie innerhalb der Studie genau untersucht?

Schmage: Wurzelstifte aus Faserverbundwerkstoffen (FRC) werden grundsätzlich in den Wurzelkanal mit Komposit eingeklebt. Das Befestigungskomposit muss gleichermaßen an den 2 gegenüberliegenden Wänden der Dentinoberfläche sowie der Stiftoberfläche haften. Deshalb werden von dem Komposit eine geringe Schrumpfung und eine gute Adhäsion zu den verschiedenen Oberflächen sowie eine hohe Festigkeit auf Druck- und Zugkräfte gefordert. Ziel unserer Studie war es, herauszufinden, welche Haftfestigkeiten unter wechselnden Parametern erzielt werden können. Hierfür haben wir den beschichteten DentinPost Coated mit einem unbeschichteten FRC-Stift mit 4 Befestigungskompositen hinsichtlich axialer Abzugsfestigkeiten und Frakturverhalten unter Berücksichtigung von künstlicher Alterung der Stiftbeschichtung sowie nach Stiftinsertion verglichen.

? Welche Komposite haben Sie für den Test eingesetzt?

Schmage: Zur Befestigung dienten 2 Kompositzemente (Panavia F2.0 und RelyX Unicem) und 2 Befestigungs- und Aufbaukomposite (DentinBuild und Multicore Flow).

? Und zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?

Schmage: Die Ergebnisse bestätigten für den vorbeschichteten FRC-Stift mit allen Befestigungskompositen Haftfestigkeiten, die den jeweiligen Werten mit dem unbeschichteten FRC-Stift entsprachen oder über diesen lagen. DentinBuild erzielte sehr gleichmäßige Ergebnisse, die sich nicht signifikant von den Kompositzementen unterschieden.

? Was hat Sie an den Ergebnissen am meisten überrascht?

Schmage: Die vorherrschend kohäsiven oder gemischten Bruchmodalitäten in unseren Tests weisen darauf hin, dass nicht mehr der Verbund zu den FRC-Stiften die Schwachstelle darstellt, sondern der Stabilität des Kompositmaterials und der Adhäsivsysteme Grenzen gesetzt sind.

? Heißt das ein von Ihrer Seite klares "Ja" für vorbeschichtete FRC-Wurzelstifte?

Schmage: Unsere REM-Aufnahmen der Oberfläche des DentinPost Coated bestätigten, dass die Stiftoberfläche durch die Beschichtung besser stabilisiert wurde: Meist blieb die Beschichtung intakt mit anhaftendem Komposit. Nur teilweise wurden noch Glasfasern wie bei den unbeschichteten Stiften beim Abzug aus der Stiftoberfläche gerissen. Die Beschichtung scheint somit die Anforderungen des interpenetrierenden Networks zu den Glasfasern zu erfüllen.

Außerdem ist vielen Zahnärzten die separate Konditionierung der FRC-Stiftoberfläche zusätzlich zu der Konditionierung der Wurzelkanaloberfläche zu kompliziert und zeitintensiv. Damit dieser Arbeitsschritt entfällt und Anwenderfehler dabei vermieden werden, wurden vorbeschichtete Wurzelstifte überhaupt entwickelt.

? Wann stoßen FRC-Wurzelstifte an ihre Grenzen?

Schmage: Bei ausgedehnten koronalen Substanzdefekten ohne verbliebene oder mit stark unterminierten Höckern, bei erforderlichem Rotationsschutz oder bei hoher zu erwartender prothetischer Belastung sind andere Stiftmaterialien, wie Titan oder Goldgusslegierungen, und Konstruktionsweisen, wie individuell gegossene Stift-Stumpfaufbauten, den FRC-Stiften vorzuziehen. Dies ist auch der Fall bei starkem Flaring (koronale trichterförmige Erweiterung) des Wurzalkanals bzw. ovalem Wurzelkanalquerschnitt, sodass eine wandständige Passung des präfabrizierten, runden FRC-Stiftes nicht gewährleistet ist.

! Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Dorothee Holsten.

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