Z Gastroenterol 2008; 46 - K52
DOI: 10.1055/s-0028-1089886

Schwer verlaufende akute CMV/Mycoplasma pneumoniae Koinfektion bei einem immunkompetenten jungen Patienten

C Jacobi 1, A Raible 1, K Hamprecht 2, U Schumacher 3, M Gregor 1
  • 1Universität Tübingen, Medizinische Klinik 1, Tübingen, Germany
  • 2Universität Tübingen, Medizinische Virologie, Tübingen, Germany
  • 3Universität Tübingen, Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Tübingen, Germany

Wir berichten über einen 27-jährigen Patienten, der mit einer schweren akuten CMV und Mycoplasma pneumoniae Koinfektion in unserem Klinikum behandelt wurde. Initial suchte der Patient die uns zuweisende Klinik mit einem akuten Krankheitsbild mit hohem Fieber, Abgeschlagenheit, epigastrische Schmerzen und Gelenkbeschwerden auf. Der zuvor vollständig gesunde und immunkompetente Patient war vor wenigen Monaten von einer Weltreise zurückgekehrt. Sonographisch wurde der Verdacht auf einen Ascaris Wurm in der Gallenblase geäußert, so dass der Patient zu uns verlegt wurde. Die Sonographie zeigte Zeichen einer Cholecystitis. Bei einem insgesamt unklaren Fokus begannen wir eine Antibiose mit Ceftriaxone und Metronidazol. Der Zustand des Patienten verschlechterte sich am zweiten Tag rasch so sehr, dass wir ihn mit respiratorischer Insuffizienz auf die Intensivstation verlegten. Dort musste er für zehn Tage intubiert und beatmet werden. Während aus der BAL die CMV PCR positiv war, war diese aus dem Pleurapunktat negativ. PP65 war im Serum negativ. Die Mykoplasmen PCR (aus BAL) war initial negativ, nach einer Anreicherung dann positiv. Unter einer breiten antibiotischen und virostatischen Therapie mit Linezolid, Moxifloxacin, Meropenem und Ganciclovir besserte sich der Zustand des Patienten nur langsam. In der erweiterten Diagnostik zeigten sich IgM AK gegen CMV sowie M. pneumoniae. Zudem lag der Aviditätsindex von CMV bei 22%, somit musste die Primärinfektion innerhalb der letzten drei Monate stattgefunden haben. Bei einer Blutspende sechs Monate zuvor wurde kein CMV nachgewiesen. Das CT zeigte kein typisches Bild einer CMV Pneumonie. Untersuchungen in der Tropenmedizin, Virologie und Mikrobiologie erbrachten keine relevanten weiteren Befunde. Ein Immundefekt oder ein malignes Geschehen wurde ausgeschlossen. Wir gehen am ehesten von einer späten primären CMV Infektion kompliziert durch einen sekundären Infekt mit M. pneumoniae aus. Dieses war ein ungewöhnlich schwerer und unvorhergesehener Verlauf, welcher bei einem immunkompetenten jungen Patienten sehr selten ist. In letzter Zeit häufen sich jedoch positive Serologien für M. pneumoniae. Die Gründe hierfür, sowie Herausforderungen in der Diagnostik, im Zusammenhang mit diesem Fallbeispiel, sollen diskutiert werden.