Z Gastroenterol 2008; 46 - K44
DOI: 10.1055/s-0028-1089878

Akute fulminante Hepatitis B mit Leberversagen – eine tödliche Nebenwirkung des Zahnarztbesuches?

CG Dietrich 1, O Al Taie 1, M Götz 2, W Fischbach 1
  • 1Klinikum Aschaffenburg, Medizinische Klinik II, Aschaffenburg, Germany
  • 2Klinikum Aschaffenburg, Institut für Pathologie, Aschaffenburg, Germany

Eine 81-jährige Patientin wurde von ihrem Hausarzt mit seit ca. 4 Wochen bekannter deutlicher cholestatischer Hepatitis (GPT 3000U/l, GOT 1860U/l, Bilirubin 12,9mg/dl, Viruslast 400 Mill. Kopien/ml) in die Notaufnahme eingewiesen. Bei Nachweis einer offensichtlich frischen akuten, aber seroteilkonvertierten Hepatitis B (Serologie: HBs-Ag positiv mit hochtitrigem IgM-HBc, HBe-Ag negativ bei positiven HBe-Ak) sowie bereits eingeschränkter Leberfunktion (INR 1,7) wurde am nächsten Tag eine Lamivudin-Therapie begonnen, die zu einer moderaten Senkung der Viruslast führte. Sonographisch ergaben sich keine wegweisenden Befunde. Bei sich weiter verschlechternden Syntheseparametern wurde nach 5 Tagen Lamivudin-Therapie zusätzlich Tenofovir verordnet, um eine schnellere Virussuppression zu erreichen. Trotz weiterer Viruslastsenkung verstarb die Patientin im Leberversagen 14 Tage nach Aufnahme. Als mögliche Exposition ergab sich bei der Patientin im Rahmen der Anamnese nur eine invasive Zahnbehandlung etwa 10 Wochen vor Beginn des Ikterus. Eine eingeleitete Untersuchung des Zahnarztpraxispersonals ergab keinen Nachweis einer Hepatitis B.

Bei der Fallvorstellung werden die Probleme der serologischen Einordnung (hochtitriger IgM-HBc vs. HBe-Serokonversion) sowie der fehlenden Optionen (und Daten) zur Behandlung einer fulminanten Hepatitis B bei älteren Patienten beleuchtet.