Z Gastroenterol 2008; 46 - K25
DOI: 10.1055/s-0028-1089859

Akute toxische Lebernekrose nach Genuß von Fruchtglühwein

D Scholz-Brand 1
  • 1Ammerland-Klinik, Medizinische Klinik, Westerstede, Germany

Eine 47jährige, sonst gesunde Patientin wurde aufgrund eines ausgeprägten schmerzlosen Ikterus aufgenommen. Medikamente, Nahrungsergänzungspräparate oder pflanzliche Wirkstoffe wurden verneint. Kein Pilzgenuß. Beruflich bestand kein Kontakt zu potenziell toxischen Stoffen. Leberwerterhöhungen waren vorher niemals aufgefallen.

Initiales Gesamtbilirubin von 16,2mg/dl, maximaler Anstieg auf 24,7, direktes Bilirubin 11,2mg/dl, AP 163, GGT 231, AST 855, ALT 894, LDH 304U/l. Der Hb lag bei 10,7g/dl, Leukos 7750/µl, CRP 0,4mg/dl, Quick bei 43% (INR 1,9). Ammoniak, CHE, Kreatinin und Harnstoff normwertig, eine metabolische Azidose bestand in der BGA nicht. Ausschluss einer viralen Hepatitis, Leptospirose und HIV-Infektion. IgG im Normbereich, IgM auf das dopplte erhöht (676mg/dl). Unauffällige Antikörperdiagnostik (ANA; AMA; c- und p-ANCA). Nicht nachweisbares Haptoglobin bei neg. dir. Coombstest, keine Fragmentozyten. Transferrinsättigung im Normbereich. Das Coeruloplasmin betrug 0,21g/l, die 24-h-Kupferausscheidung im Urin war erhöht auf 117µg (<50), stieg aber nach Penicillamingabe nur auf 271µg an. Das freie Kupfer im Serum war mit 10µg/dl nicht erhöht.

Unauffällige Abdomensonographie und Spaltlampenuntersuchung. Die Leberstanzbiopsie ergab einen nekrotischen Zellschaden von ca. 70% der Zellen mit bereits einsetzender Regeneration. Das Bild passte am ehesten zu einer toxischen Genese. Die Nekrose war aufgrund der Regeneration ca. 3–4 Wochen alt. Unter der Annahme einer ca. 1–2 Wochen vor Beginn stattgehabten Inkorporation ließ sich nur ein ca. 6 Wochen zurückliegender Genuß einer Mischung aus Heidelbeer-Fruchtglühwein und Holunder-Glühpunsch eruieren. Die aufgenommene Menge betrug ca. 300ml.

Die Literatursuche ergab keinen Bericht über eine toxische Lebernekrose nach Genuß der pflanzlichen Inhaltsstoffe im Glühwein bzw. Punsch.

Somit beschreiben wir erstmals eine schwere Lebernekrose nach Genuß einer Mischung aus Glühwein und alkoholfreiem Glühpunsch, für deren Inhaltsstoffe bisher keine Lebertoxizität bekannt war. Der Mechanismus der Toxizität ist wahrscheinlich immunologisch bedingt, da hierzu passend gleichzeitig eine hämolytische Anämie bestand. Eine Vorhersage einer Lebertoxizität ist damit nicht möglich.