Die Video-Kapselendoskopie gewinnt bei der Diagnostik des Morbus Crohn zunehmend an
Bedeutung. Gerade bei dieser chronisch-entzündlichen Darmerkrankung sind Veränderungen
in Form von Stenosen nicht selten sodass vermehrt mit Komplikationen (z.B. Ileus)
zu rechnen ist.
Wir berichten über einen 40-jährigen Mann mit seit mehreren Jahren bestehenden abdominellen
Beschwerden sowie zuletzt auch Hb-Abfällen. Extern durchgeführte Gastro- und Koloskopie
waren unauffällig. Die Video-Kapselendoskopie zeigte überraschend mehrfache makroskopische
Veränderungen wie bei einem Morbus Crohn mit Schwerpunkt im Ileum. Nach mehr als 9-stündiger
Untersuchungsdauer hatte die Kapsel das Coecum noch nicht erreicht. Eine radiologische
Dünndarmuntersuchung (konventioneller oder MR-Sellink) hatte der Patient vor Applikation
der Kapsel trotz Aufklärung über mögliche Komplikationen abgelehnt. Nach 11 Tagen
erfolgte die Wiederaufnahme des Patienten mit Subileussymptomatik. Die jetzt durchgeführte
Dünndarmröntgenuntersuchung nach Sellink zeigte Stenosen wie bei M. Crohn und die
Kapsel im rechten Unterbauch in situ. Bei starken progredienten abdominellen Beschwerden
wurde eine kapselinduzierte Subileus-Symptomatik angenommen und eine Ileum-Resektion
durchgeführt. Sowohl makro- als auch mikroskopisch zeigte sich das Bild einer stenosierenden
Ileitis Crohn.
Schlussfolgerung: Die Video-Kapselendoskopie kann als Erst-Diagnostikum bei M. Crohn dienen. Bei geplanter
Kapselendoskopie sollte jedoch zum Ausschluss von höhergradigen Stenosen zuvor eine
Dünndarmuntersuchung (Röntgen – oder MR-Sellink) durchgeführt werden um das Risiko
einer kapselbedingten Obstruktion bzw eines Ileus zu verringern.