Z Gastroenterol 2008; 46 - K16
DOI: 10.1055/s-0028-1089850

Diagnostik einer intestinalen Graft-versus-Host-Disease durch Videokapsel- Endoskopie

H Heinzow 1, T Meister 1, G Bisping 1, E Schmidt 1, B Schulte 2, WE Berdel 1, M Stelljes 1, J Kienast 1, W Domschke 1, H Ullerich 1
  • 1Universitätsklinik Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik, Münster, Germany
  • 2Universitätsklinik Münster, Gerhard-Domagk-Institut für Pathologie, Münster, Germany

Die GvHD (Graft-versus-Host-Disease) ist eine der Hauptursachen für Morbidität und Letalität bei Patienten, die sich einer allogenen Knochenmark (KMT) – oder peripheren Stammzelltransplantation (SZT) unterziehen müssen. 20–50% der Patienten entwickeln nach KMT/SZT Symptome einer akuten GvHD. Eine GvHD manifestiert sich am häufigsten im Bereich der Haut, Leber und des Gastrointestinaltrakts. In sehr schweren Fällen kommt es zur Entwicklung flächiger Ulzerationen, die zu Diarrhoen, Malabsorption, intestinalen Hämorrhagien und Sepsis führen können. Goldstandard in der Diagnostik einer intestinalen GvHD ist die Endoskopie des oberen und unteren Gastrointestinaltrakts einschließlich Entnahme von Biopsien mit histologischer Befundung.

Bei einer 57jährigen Patientin wurde kürzlich bei akuter myeloischer Leukämie (AML) Knochenmark von ihrer HLA-identischen Schwester transplantiert. Zwölf Tage nach erfolgter Transplantation entwickelte die Patientin eine schwere hämorrhagische Diarrhoe. Die Diagnose einer GvHD konnte endoskopisch und histologisch durch eine Sigmoideoskopie bestätigt werden (CF-H180AI/L Olympus Ltd., Tokyo, Japan). Eine Ösophagogastroduodenoskopie erbrachte keine pathologischen Befunde. Als sich der Allgemeinzustand der Patientin rapide verschlechterte, wurde die Option einer totalen Kolektomie als ultima ratio diskutiert. Mehrere immunsuppressive Therapien einschließlich der Gabe von Kortikosteroiden, Cyclosporin A, Mykophenolat Mofetil, Pentostatin, Infliximab und Anti-Thymozytenglobulin waren nicht erfolgreich. Eine Videokapsel Endoskopie (PillCam SB, Given Imaging Ltd., Yoqneam, Israel) für die Evaluation einer etwaigen Dünndarmbeteiligung der GvHD wurde durchgeführt. Es zeigte sich eine schwere hämorrhagische Entzündung der Schleimhaut des gesamten Dünndarms vom proximalen Jejunum bis zum terminalen Ileum.

Letztendlich verstarb die Patientin an Multiorganversagen durch die GvHD. Die histologische Analyse bestätigte das Vorliegen einer schweren GvHD des gesamten Dünndarms.

Schlussfolgerung: Der Einsatz der Videokapsel-Endoskopie ist geeignet, eine intestinale GvHD zu diagnostizieren. Die Methode eignet sich insbesondere für klinisch instabile Patienten, um risikoreiche Maßnahmen wie Doppelballon-Enteroskopie oder Chirurgie zu vermeiden.