Z Gastroenterol 2008; 46 - K12
DOI: 10.1055/s-0028-1089846

41-jährige Frau mit Kachexie und Nahrungsverweigerung

J Pischel 1, G Jechart 1, A Probst 1, T Wagner 2, H Messmann 1
  • 1Klinikum Augsburg, III. Medizinische Klinik, Augsburg, Germany
  • 2Klinikum Augsburg, Pathologisches Institut, Augsburg, Germany

Einleitung: Die 41-jährige aus Kamerun stammende, stuporöse kachektische Frau wurde uns vom Bezirkskrankenhaus unter dem Verdacht auf eine HIV-Infektion zuverlegt.

Methodik: Der Verdacht konnte bestätigt werden, es lag eine HIV-Infektion im Stadium CDC C3 vor. Zur Abklärung der Nahrungsverweigerung erfolgte eine Gastroskopie. Hier zeigten sich, neben einem Soorbefall, multiple flache fibrinbelegte Ulcera im Ösophagus. Im Biopsiematerial war sowohl die Herpes simplex- wie auch die Cytomegalievirus-PCR positiv. Weiterhin fanden sich im Magencorpus und im Bulbus duodeni mehrere große rötliche polypoide Schleimhautveränderungen. Histologisch zeigten sich spindelförmige Zellelemente bei Nachweis einer positiven humanen Herpesvirus 8 (HHV8)-PCR. Es handelte sich also um ein enterales Kaposi-Sarkom.

Ergebnis: Die Soorösophagitis bildete sich unter antimykotischer Therapie zurück, ebenso die virale Ösophagitis unter Valganciclovir-Therapie, im Weiteren war die Nahrungsaufnahme wieder problemlos möglich. Nach Einleitung einer hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) besserte sich der Zustand der Patientin rasch. In der ein Jahr später erfolgten Gastroskopie hatte sich das Kaposi-Sarkom unter der HAART kombiniert mit Valganciclovir vollständig zurückgebildet.

Schlussfolgerung:Ösophagitiden durch Herpesviren werden bei immunkompromittierten Patienten häufig beobachtet. Neben einer antiviralen Akuttherapie ist meist eine dauerhafte Sekundärprophylaxe notwendig. Das Kaposi-Sarkom ist in Mitteleuropa bedingt durch die geringe Durchseuchung mit HHV8 eine seltene Erkrankung. Die Durchseuchungsrate in Subsahara-Afrika liegt dagegen bei 30 bis 60%, deshalb sollte bei HIV-Patienten aus diesen Regionen besonders auf das Vorhandensein eines Kaposi-Sarkom geachtet werden. Die gastrointestinale Beteiligung bei Kaposi-Sarkomen liegt bei zirka 50%. In der Mehrheit der Fälle sind gastrointestinale Kaposi-Sarkome asymptomatisch. Die Einleitung einer HAART kann zur Regression der Kaposi-Sarkome führen, vollständige Remissionen werden in 1/3 der Fälle beobachtet. Neben lokalen Exzisionen gibt es auch systemische Therapieansätze.