Z Gastroenterol 2008; 46 - K10
DOI: 10.1055/s-0028-1089844

Oxaliplatin-induzierte Hepatotoxizität bei einer Patientin mit Adenokarzinom der Appendix

C Janson 1, F Boxberger 1, K Wolff 1, H Dormann 1, H Albrecht 1, EG Hahn 1, A Wein 1
  • 1Medizinische Klinik 1, Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany

Einleitung: Das Spektrum Chemotherapie-induzierter Leberschädigungen ist groß. Sie stellen eine diagnostische Herausforderung dar. Je nach Art und Ausmass kann sich die Gesamtprognose der betroffenen Patienten verschlechtern.

Methodik: Wir berichten über eine 59-jährige Patientin, die nach operativer Entfernung eines hochdifferenzierten, muzinösen Adenokarzinoms der Appendix (pT4, pNx, L0, V0, pM1(PER) (0/51), UICC-St. IV; Rx; G1) in unserer onkologischen Ambulanz eine systemische, palliative Erstlinienchemotherapie mit 5-FU/Natriumfolinat (AIO) und 2-wöchentlich Oxaliplatin (85mg/m2) erhielt. Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2 und arterielle Hypertonie waren bekannte Vorerkrankungen. Die Leberwerte waren normwertig. In den Tagen nach der ersten Applikation der Chemotherapie kam es bei der Patientin zunächst zu Übelkeit, Erbrechen und im weiteren Verlauf zu deutlicher AZ-Verschlechterung und Sklerenikterus, was zur stationären Aufnahme führte.

Ergebnis: Laborchemisch bestand ein Leberwerterhöhungsmuster des gemischten, cholestatisch-hepatozellulären Typs (X-Faches des ONW: GPT 8,8x, GOT 5,2x, AP 3,4x, yGT 12,7x, Bili 3,1x). Nach Ausschluss anderer Ursachen und spontaner Rückläufigkeit der Leberwerte wurde eine toxische Hepatitis durch Oxaliplatin postuliert. Sonographisch bestand der Aspekt einer Steatosis hepatis. Im weiteren Verlauf kam es zu einer kompletten laborchemischen Restitutio ad integrum. Eine spezifisch hepatologische Kausalitätsbeurteilung hinsichtlich einer Oxaliplatin-induzierten Leberschädigung gemäss dem RUCAM-Score ergab einen wahrscheinlichen Zusammenhang. Es erfolgte eine Therapieregimeänderung auf 5-FU/Natriumfolinat und Irinotecan. Bei relativ guter Verträglichkeit und normalen Leberwerten konnten 3 Zyklen dieser Zweitlinienchemotherapie appliziert werden mit intraoperativ gesicherter kompletter Remission.

Schlussfolgerung: Leberwerterhöhungen bei onkologischen Patienten lassen ein breites Spektrum an Differentialdiagnosen zu und bedürfen einer systematischen Abklärung. Chemotherapie-induzierte Leberschäden erzwingen möglicherweise Therapiemodifikationen. Die aktuelle Datenlage bzgl. prädisponierender Risikofaktoren und hepatoprotektiver Massnahmen ist unzureichend und macht weitere systematische Untersuchungen erforderlich.