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DOI: 10.1055/s-0028-1089818
Aktuelle Aspekte der TNF-α-Antikörper-Therapie (TAKT) bei Morbus Crohn in der gastroenterologischen Praxis
Einleitung: 9 Jahre nach Zulassung des TNF-α-Antikörpers Infliximab für die Behandlung des M. Crohn in Deutschland stösst die Anwendung dieser Substanz bei niedergelassenen Gastroenterologen noch vielfach auf Vorbehalte hinsichtlich Nebenwirkungen und Langzeitrisiken.
Ziel: Retrospektive Datenerhebung zur Realität von Einschätzung und Anwendung der TNF-α-Antikörper-Therapie (TAKT) in gastroenterologischen Praxen 2007.
Methodik: Auswertung von 176 Fragebögen zur TAKT mit Infliximab bei Morbus Crohn (Aussendung an 467 Praxen).
Ergebnis: In 55% der gastroenterologischen Praxen wird die TAKT eingesetzt. 70% der befragten Praxen behandeln nur bis zu 3 Patienten pro Quartal mit TAKT. Praxen mit einer Fallzahl über 10 (5%) oder gar über 20 (6%) sind Ausnahmen. Unter den immunsuppressiven Therapien nimmt Infliximab einen Anteil von 8% ein – deutlich hinter den Purin-Analoga (88%) und vor Methotrexat (4%). Die Anwendung der TAKT erfolgt nach Durchführung von Voruntersuchungen, wobei Röntgen Thorax (95%), Basislabor (77%) und Tuberkulin-Hauttest (72%) zahlenmässig führen. Auf eine antiallergische Prämedikation verzichten 51% der Praxen, während die übrigen Kortikoide allein oder in Kombination verabreichen. Das Standardschema mit Induktionstherapie in Woche 0, 2 und 6 mit anschließender Erhaltungstherapie alle 8 Wochen wird von 57% der Praxen durchgeführt, die übrigen orientieren die Therapie am Krankheitsverlauf. In 74% erfolgt immer oder überwiegend eine Kombination der Infliximab-Therapie mit einem Immunsuppressivum, in der Regel Azathioprin. In 78% wird diese Kombination auch über das erste Jahr der TAKT hinaus beibehalten. Eine hohe Wirksamkeit der TAKT wird initial mit 83% angegeben, eine hohe langfristige Wirksamkeit in 56% berichtet. Nebenwirkungen -überwiegend Infusionsreaktionen- wurden in 8% beobachtet.
Schlussfolgerung: In mehr als der Hälfte der gastroenterologischen Praxen wird nach Versagen der konventionellen Therapie mit Steroiden und Immunsuppressiva die TAKT kompetent und mit wenig Nebenwirkungen eingesetzt. Pro Praxis wird allerdings meist nur eine geringe Patientenzahl mit TAKT behandelt. Die speziellen Rahmenbedingungen der Praxen behindern möglicherweise einen breiteren Einsatz dieser Therapie.