Einleitung: Infizierte Pankreasnekrosen und Pseudozysten sind schwerwiegende Komplikationen der
akuten Pankreatitis. Die konservative Therapie sowie die chirurgische Zystostomie
und Nekrosektomie sind mit hohen Mortalitätsraten von 20–60% behaftet. Die endoskopische
transgastrale/transduodenale Drainagenanlage ist ein neues und möglicherweise alternatives
Behandlungsverfahren.
Fragestellung: In einer Beobachtungsstudie von 11/2006–03/2008 wurden alle Patienten mit infizierten
Pankreasnekrosen (n=5) oder Pankreaspseudozysten (n=7) primär mittels der endoskopischen
transgastralen/transduodenalen Drainagenanlage behandelt und deren Verlauf dokumentiert.
Methoden und Patienten: In 12 Patienten (w 2, m 10, mittleres Alter 52 Jahre: 29–75 Jahre) erfolgten 17 Drainagenanlagen
(transduodenal 4, transgastral 13). Nach endosonographisch kontrollierter Punktion
wurde der Punktionsweg drahtgeführt zunächst mit dem Zirkulärschneider und dann mit
einem Dilatationsballon auf 15mm erweitert. Prinzipiell erfolgte in erster Sitzung
die endoskopische Inspektion und Lavage. Bei Nachweis von Nekrosen erfolgte eine endoskopische
Nekrosektomie (n=7), wobei üblicherweise 2–3 (Median 2) Sitzungen durchgeführt wurden.
Am Therapieende erfolgte die Einlage von 2–4 (Median 3) 10 Fr Double-Pigtail-Drainagen
sowie einer nasozystischen Spülsonde (10/17).
Ergebnis: In allen Fällen (17/17) war die transgastrale/transduodenale Drainagenanlage erfolgreich.
An prozedurbedingten Komplikationen trat 1 Blutung auf, die konservativ behandelt
werden konnten. Über einen Beobachtungszeitraum von 7,5 Monaten (1–17 Monate) verstarben
2/17 Patienten. 1 Patient verstarb im Multiorganversagen 30 Tage nach letzter endoskopischer
Drainagetherapie; 1 Patient wurde 10 Tage nach letzter Drainagenanlage im Rahmen eines
akuten Abdomens operiert und verstarb am 7. postoperativen Tag im septischen Schock.
Diskussion: Die endoskopische Drainagetherapie und Nekrosektomie infizierter Pankreasnekrosen
und Pseudozysten ist eine von erfahrenen Endoskopikern sicher und erfolgreich durchführbare
Therapie und möglicherweise eine neue Alternative zur chirurgischen Zystostomie und
Nekrosektomie. Die Wertigkeit dieser neuen Therapiemethode sollte in prospektiven
und vergleichenden Studien weiter untersucht werden.