Z Gastroenterol 2008; 46 - P359
DOI: 10.1055/s-0028-1089734

Mechanismen der Stuhlinkontinenz nach konformaler 3D-Strahlentherapie beim Prostata-Carcinom

C Pehl 1, AC von der Au 2, S Astner 2, H Seidl 3, H Geinitz 2
  • 1Krankenhaus Vilsbiburg, Medizinische Klinik, Vilsbiburg, Germany
  • 2Klinikum Rechts der Isar, TU München, Abt. für Strahlentherapie, München, Germany
  • 3Klinikum München-Bogenhausen, Abt. für Gastroenterologie, München, Germany

Als Ursache einer radiogenen Stuhlinkontinenz wird eine verminderte Rektum-Compliance durch Fibroseinduktion angenommen. Allerdings scheinen auch weitere Faktoren wie sakrale Plexuspathie, Internusfibrosierung und Diarrhoe eine Rolle zu spielen (Peterson, Dis Colon Rectum 2007). Dabei manifestieren sich diese Veränderungen z.T. erst viele Jahre nach Radiatio. Ziel der vorliegenden Studie war die Bestimmung der Inkontinenz-Mechanismen im Langzeit-Verlauf nach Radiatio.

Methodik: Um den Einfluss einer Rektum-Operation auszuschließen wurden Patienten mit Prostata-Carcinom und kurativer Radiatio rekrutiert. 17 Patienten mit radiogener Stuhlinkontinenz (Parks-Klassifikation; Grad I 2, Grad II 10, Grad III 5) wurden 74 Monate (Median) nach Radiatio untersucht mittels Endoskopie (Wiener-Score zur Beurteilung der Strahlenproktitis), Sphinkter-EMG, Endosonographie und Manometrie (Ruhedruck, Zwickdruck, Perzeptionsschwelle, Drang/Schmerzschwelle).

Ergebnisse: 75% der Patienten hatten eine Strahlenproktitis (alle mild). Im EMG Zeichen eines chronisch neurogenen Schadens ebenfalls bei 75% der Patienten. Im Endo-Sono zeigte sich bei 56% der Pat. eine Internusmyopathie (Fibrose u./od. Atrophie). In der Manometrie wiesen 53% einen erniedrigten Ruhedruck und 35% einen erniedrigten Zwickdruck auf. Rektale Hyposensitivität (Perzeption erhöht) bei 12%, rektale Hypersensitivität (Drang/Schmerzschwelle erniedrigt) bei 77%. Zudem lag bei 39% der Patienten als Co-Faktor für die Inkontinenz eine Diarrhoe (nach Radiatio) vor. Bei 63% aller Patienten war die Inkontinenz multifaktoriell bedingt.

Compliance

Sensorik

Myogen

Neurogen

Diarrhoe

77%

12%

53%

75%

39%

Schlussfolgerung: Eine Compliancestörung des Rektums findet sich zwar bei den meisten Patienten mit radiogener Stuhlinkontinenz, ist aber ist aber bei den meisten Patienten nur Teilkomponente eines komplexen Schädigungsmechanismus des Kontinenzorgans nach Radiatio.